Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) befürchtet, dass durch die Ausbreitung von Robotern der Wohlstand künftig noch ungerechter verteilt sein könnte – weltweit und innerstaatlich. Der am Donnerstagabend dazu veröffentlichter Bericht räumt jedoch zugleich mit einigen weit verbreiteten Irrtümern auf.
Mehr Hype als Boom
Die Zahl der Industrieroboter wächst zwar rasch, von einer "Invasion" kann bisher aber keine Rede sein. Aktuell kommen laut UNCTAD knapp zwei Millionen Stück zum Einsatz. Und die sind auf wenige Branchen konzentriert: Die Autoindustrie liegt mit 45 Prozent Anteil weit vorne, dahinter folgen die Computer- und Elektro- sowie chemische Industrie.
Österreich auf Platz 12
Am dichtesten werden Industrieroboter in Südkorea eingesetzt – dort kommen auf 10.000 Arbeiter 370 maschinelle Helfer (Grafik). Österreich belegt mit knapp 100 Geräten Platz zwölf weltweit.
Foto: /Grafik Robo-Nationen
Absolut gesehen liegt Japan mit 290.000 Robotern vorne, gefolgt von China (260.000), den USA (230.000), Korea (210.000) und Deutschland (180.000). Die Spitzenposition dürfte bald wechseln: In China hat sich die Zahl von 2010 bis 2015 vervierfacht.
Die Hersteller
Am unmittelbarsten profitieren natürlich jene, die Industrieroboter herstellen. Da kommt Japan auf satte 54 Prozent Marktanteil, gefolgt von Südkorea (13 Prozent). China (8 Prozent) hat Deutschland (7,8 Prozent) 2015 überholt.
Routinejobs
"Nicht alles, was technologisch bereits machbar wäre, ist auch rentabel", heißt es im Bericht. Deshalb kämen Roboter bisher fast nur im Hightech-Bereich zum Einsatz. In Billigbranchen wie Asiens Textilindustrie sei die menschliche Arbeitskraft günstiger.
Aufholen verzögert
Starke Industrienationen profitieren von den Vorteilen der Automatisierung überdurchschnittlich, denn in Entwicklungsländern kommen Roboter gar nicht zum Einsatz – oder aber sie vernichten dort besonders viele Jobs. So wird es schwierig, über den technologischen Fortschritt zu mehr Wohlstand zu gelangen.
Job-Kahlschlag
Historische Vorbilder legen nahe, dass technologische Umwälzungen kurzfristig zu Jobabbau und Einkommensverlusten führen. Langfristig kehre sich die Bilanz ins Positive, weil mehr und besser bezahlte Jobs entstehen. Wie lange das dauert? Da wagt die UNCTAD keine Prognose.
Mehr Gewinn, mehr Lohn?
Damit die Gesellschaft als Ganzes vom Roboter-Einsatz profitiert, schlagen die UNCTAD-Experten neben bekannten Ansätzen wie Erbschafts- und Vermögenssteuern oder Basiseinkommen neue Lohnmodelle vor. So könnten die Einkommen der Mitarbeiter zu einem großen Teil von der Profitabilität ihres Unternehmens abhängen.
"Davon würden nur die Beschäftigten profitieren; genau die Leute, die wegen der Automatisierung freigesetzt wurden, hätten nichts davon", sagt Wolfgang Polt (Joanneum Research), der zu Verteilungswirkungen des Technologiewandels geforscht hat.
Entweder das Modell liefe lediglich auf einen simplen Bonus wie bei der traditionellen Mitarbeiterbeteilung über Aktien hinaus. Oder aber die Löhne müssten folglich in Schwächephasen auch massiv gekürzt werden – was schlicht nicht durchsetzbar wäre.
Der deutsche Elektrokonzern Siemens siedelt wichtige Forschungsagenden für die Digitalisierung in China an: Die dortige Landesgesellschaft übernimmt die globale Führung im Bereich autonome Robotik, hieß es am Donnerstag beim „Innovationstag“ in der ostchinesischen Stadt Suzhou.
Wie viele Ingenieure dort arbeiten sollen, blieb ungenannt. Insgesamt beschäftigte Siemens zuletzt 4500 Forscher und Ingenieure in China. Ein anderes Digitalisierungszentrum wird derzeit in Singapur aufgebaut.
Siemens stellt selbst keine Industrieroboter her, aber Komponenten und Software. Robotik wird von Chinas Kommunistischer Partei mit Milliardensubventionen vorangetrieben („Made in China 2025“). 2016 stieß noch auf viel Kritik, dass der chinesische Haushaltsgerätekonzern Midea den Augsburger Roboterhersteller und Technologieführer Kuka übernehmen konnte.