Fachkräfte werden nach wie vor dringend gesucht. Zumindest bei der Ausbildung von Lehrlingen gibt es eine positive Entwicklung: Laut Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hat sich die Zahl der Lehrlinge im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,8 Prozent oder 1.868 Personen auf 109.488 erhöht. Davon sollen sich 33.000 im ersten Lehrjahr befinden.
"Österreichs junge Fachkräfte kennen ihren Wert: Acht von zehn sagen, dass die Lehre durch den Fachkräftemangel wichtiger geworden ist", teilte die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin Mariana Kühnel am Dienstag in einer Aussendung mit. Die Stimmung in der Lehre sei gut.
Rückläufig entwickelte sich hingegen die Zahl der Lehrlinge in überbetrieblichen Ausbildungen - hier gab es den Angaben zufolge ein Minus von 7,7 Prozent. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Arbeitsmarkt auch hier Lehrlinge absauge und in die Betriebe bringe, so die WKÖ.
Karriere und Weiterbildung: Die Wünsche der Lehrlinge
Österreichs Lehrlinge wünschen sich der Wirtschaftskammer zufolge "vermehrt Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten - etwa mit dem Erwerben von höheren Bildungsabschlüssen". In den Lehrbetrieben würden auch immer häufiger digitale Inhalte eingesetzt und eingefordert. Digitales Lernen sei für Lehrlinge und Ausbilder inzwischen "state of the art". Zwei Drittel der Lehrlinge berichten laut WKÖ vom Einsatz digitaler Medien in den Betrieben; die Bandbreite reiche dabei vom Lernen über Plattformen, Lernvideos oder Tutorials. Es sei wichtig, digitale und ortsunabhängige Angebote zu schaffen, betonte Kühnel.
Technikberufe: Mädchen erobern die Werkstätten
Weiters steige der Anteil von Mädchen in Technikberufen stetig, was erfreulich sei. Mehr und mehr junge Frauen interessierten sich für Labortechnik, aber auch Coding, Elektronik, Metall- und Elektrotechnik.
"Österreichs Lehrlinge sind von der gewählten Ausbildung überzeugt: Die Lehre bereitet gut auf das Arbeitsleben vor, gewinnt durch den Fachkräftemangel an Bedeutung und nach einer Lehre stehen selbstverständlich weitere Bildungswege offen", fasste David Pfarrhofer, Geschäftsführer des Linzer market-Instituts, die Ergebnisse einer aktuellen Lehrlingsumfrage im Auftrag der WKÖ zusammen. Die Erhebung sei im August unter 510 Lehrlingen durchgeführt worden.
Lehrlingsumfrage: Anerkennung und höhere Bildungsabschlüsse gefordert
Bei den Wünschen an die Lehrlingsausbildung denke man weniger an die eigene Ausbildung, sondern vielmehr an die Verankerung in der Gesellschaft: Die beiden wichtigsten Szenarien aus der Sicht der Lehrlinge seien eine wachsende Anerkennung für die Lehre als Ausbildung sowie die Möglichkeit, im Beruf höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben. Als besonders interessante Branchen würden jene erachtet, in denen man anderen helfen könne beziehungsweise viel mit anderen Menschen zu tun habe. Zusatzausbildungen sehe man für sich daher auch besonders in den sozialen Kompetenzen sowie in neuen Technologien, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.