Hunderte Lkws mit Getreide hängen vor den ukrainischen Donau-Häfen fest.
Schon drei Tage wartet Anton Moisejew im Fahrerhaus seines mit Getreide beladenen Lastwagens. Seitdem Russland Exporte aus ukrainischen Schwarzmeer-Häfen de facto unmöglich gemacht hat, sind in der Südukraine hunderte Lastwagen mit Weizen unterwegs. Die Spediteure versuchen, ihre Ausfuhren über die kleinen ukrainischen Donau-Häfen Ismajil und Reni abzuwickeln, aber die Häfen sind überfordert. Zudem sind sie nun auch noch Ziel russischer Angriffe.
Hunderte Lkw mit Getreide stecken vor Donau-Häfen in Ukraine fest
Am 17. Juli hatte Moskau das Abkommen zur Getreideausfuhr aus der Ukraine über das Schwarze Meer gestoppt und danach ukrainische Schwarzmeer-Häfen angegriffen. "Darum kommen jetzt alle hierher. Praktisch aus der ganzen Ukraine", sagt Fernfahrer Serhij Grezyk aus der Gegend von Winnyzja. Den früher kaum beachteten Häfen Reni und Ismajil kommt plötzlich eine Schlüsselrolle für die weltweite Nahrungsmittelversorgung zu - sie sind aber nicht dafür ausgestattet, die großen Mengen an Getreide abzuwickeln.
Reni und Ismajil nicht mit großen Schwarzmeer-Häfen vergleichbar
Reni und Ismajil seien nicht mit großen
Schwarzmeer-Häfen wie Odessa zu vergleichen, sie "werden nicht damit
fertig", sagt der 41-jährige Moisejew, der Weizen aus der
zentralukrainischen Region Kirowohrad transportiert. "Es gibt so viel
Getreide, aber wir werden es nicht los."
Russische Drohnenangriffe auf Reni und Ismajil
Russische Drohnenangriffe
auf Reni und Ismajil haben die Lage weiter verschlechtert. In der Nacht
auf Mittwoch zerstörten russische Drohnen nach ukrainischen Angaben
einen Getreideaufzug, Getreidesilos und Lagerhäuser im Hafen von
Ismajil. Fast 40.000 Tonnen Getreide wurden nach Angaben aus Kiew
vernichtet. Auf Reni wiederum wurde bereits am 24. Juli ein
Drohnenangriff verübt.
Den Lkw-Fahrern ist nicht klar, ob Reni
überhaupt noch offen ist. Armeesprecherin Natalija Humenjuk sagte der
Nachrichtenagentur AFP, der Schaden in Reni sei beträchtlich, der
Angriff habe den Hafenbetrieb aber nicht komplett zum Erliegen gebracht.
Fernfahrer halten sich vorerst alle an Ismajil
Die
Fernfahrer halten sich vorerst alle an Ismajil. In Reni "haben sie uns
gesagt, dass sie uns nicht abfertigen werden", sagt der 36-jährige
Grezyk. "Seit Reni bombardiert wurde, ist es viel schlimmer geworden",
berichtete auch Moisejew. Eigentlich hätten die Häfen die Abwicklung
seit dem vergangenen Jahr verbessert. "Mit einem Schlag ist alles
vorbei, wir sitzen hier und warten wieder."
In Ismajil, das kurz
vor der Mündung der Donau ins Schwarze Meer nahe der Grenze zu Rumänien
liegt, liegen mindestens vier Frachter im Hafen oder zumindest in der
Nähe, aber die Kräne im Hafen stehen still. Die wartenden Fernfahrer
sagen, das liege am Regen, da Ismajil keine Überdachung habe, um
Getreide trocken zu verladen.
Straße von Odessa führt auch durch Republik Moldau
Die einspurige Straße von Odessa
nach Ismajil verläuft durch Felder mit Mais und Sonnenblumen und durch
Weinberge. Sie führt auch kurz über das Staatsgebiet der Republik
Moldau. Entlang der Straße zieht sich eine lange Schlange von Lkws mit
ukrainischen Kennzeichen, die alle auf die Abfertigung in Ismajil
warten. Einige tragen Firmennamen aus Deutschland, Polen, Frankreich und
Tschechien.
Igor Skrypnyk sitzt schon seit acht Tagen fest.
"Unser Schiff ist noch gar nicht im Hafen. Warum auch immer", sagt der
47-jährige Fernfahrer. Vielleicht müssten auch die Schiffe warten.
"Manche Fahrer kündigen schon, sie wollen hier nicht mehr bleiben."