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Elektroautos starten zur Aufholjagd

13-09-2017, 06:00

Auch auf der diesjährigen Internationalen Automobilmesse (IAA) in Frankfurt am Main werden zum großen Teil neue Benziner und Dieselfahrzeuge vorgestellt. Im Vorfeld der am Donnerstag startenden Veranstaltung geben die Autohersteller aber Versprechen, in Zukunft mehr in Elektroautos zu investieren.

Daimler etwa will den Smart schon ab 2020 ausschließlich als Elektroauto anbieten. Insgesamt plane der Konzern mehr als 50 Modelle mit Stromantrieb. BMW-Vorstandschef Harald Krüger plant 25 elektrifizierte Modelle, 12 davon vollelektrisch. Der BMW i3 verkauft sich seit Marktstart 2012 nicht mehr gut. Die Nachfrage blieb ohnehin in all den Jahren weit hinter den Erwartungen zurück, da der relativ hohe Preis, die geringe Reichweite und das immer noch lückenhafte Netz von Ladestellen die Kunden abschreckt. Dennoch versuchen es die Münchener mit dem i3s (Facelift und verbesserte Leistung) noch einmal.

50 Milliarden Euro

VW-Chef Mathias Müller steckt die Ambitionen für seinen Konzern etwas höher. Bis 2030 will VW 20 Milliarden Euro in die Entwicklung von E-Autos stecken. Zusätzliche 50 Mrd. Euro sollen investiert werden, um den Batteriebedarf zu decken – das bisher größte Beschaffungsvolumen in der Geschichte des Konzerns. Der vom Manipulationsskandal angeschlagene Hersteller möchte mit dieser Investition "die Revolution in der Autoindustrie anführen", so Müller. Er will außerdem Dieselfahrverbote auf keinen Fall akzeptieren. Er warnte vor einer übereilten Verkehrswende und plädierte für einen Mix aus Verbrennungs- und E-Motoren.

Tesla ist zwar nicht auf der Messe vertreten, aber auch der US-amerikanische Elektro-Pionier kündigt Innovationen an. So soll die Zahl der "Supercharger"-Stationen drastisch erhöht werden und die Anlagen auch in Supermärkten, Einkaufszentren und Straßen aufgestellt werden.

Der Zulieferer Bosch will in den nächsten Monaten entscheiden, ob er in die Batterieproduktion einsteigt. Auch in anderen Bereichen dürfte mehr Entwicklungsarbeit auf die Zulieferer zukommen. Daimler will bei Elektroautos noch weniger selbst herstellen als bei den konventionell angetriebenen. Der Zulieferer Schaeffler kündigte an, seine Elektroauto-Aktivitäten in einem neuen Unternehmensbereich zu bündeln.

Zu tiefe Grenzwerte?

Im Vorfeld der für heute, Mittwoch, im EU-Parlament angesetzten Debatte über Dieselgate plädiert die ÖVP-Delegierte Claudia Schmidt dafür, die Höhe der Grenzwerte für Feinstaub und das Reizgas NOx zu überprüfen. Im Vergleich zu anderen Grenzwerten seien jene für Pkw "eigenartig" niedrig angesetzt. So etwa beträgt der EU-Grenzwert für NOx an einem Büroarbeitsplatz 60 Mikrogramm pro Kubikmeter, jener für Autos aber nur 50. Das heißt so viel wie: im Büro ist man höheren Grenzwerten ausgesetzt als im Auto, aber im Büro sitz man viel länger. "Ich nehmen die Autohersteller nicht in Schutz, Betrug ist Betrug", so Schmidt, betonte aber auch: Die EU müsse sich überlegen, sagte sie zum KURIER, wie sie zu diesen Grenzwerten gekommen sei. Daheim eine Kerze oder ein Räucherstäbchen anzuzünden, übersteige diese Werte bei Weitem.

Weniger Schadstoffe und die Entwicklung zu mehr UmweltbewusstseinAlle reden über Elektroautos, aber nur wenige    haben eines. Hier also ein Erfahrungsbericht nach 1000 Kilometern: Das angeblich größte Problem – die Reichweite – ist keines. Wer meistens in der Stadt oder im Umland fährt, muss ein Mal pro Woche  Strom tanken. Mit dem BMW i3 gehen sich locker 220 Kilometer aus, manchmal auch mehr. Nach einer Fahrt vom 19. in den 13. Bezirk über die Höhenstraße und zurück war der Stromtank nach 30 Kilometern noch immer gleich voll. Das liegt daran, dass man nur selten die Bremse braucht. Kaum steigt man vom Gas, wird das Auto langsamer, die Rückspeisung ladet die Batterie. Die Klimaanlage braucht relativ wenig Strom, mit der Heizung gibt es noch keine Erfahrung.

Dass man von anderen Autofahrern nicht ganz  ernst genommen wird, erträgt man leicht. Vor allem bei der  roten  Ampel, von wo der kleine i3 flotter wegspurtet als die Großen, die viel Schmutz ausstoßen. Hart gefedert ist er auch, mit sehr direkter Lenkung – manchmal kommt  längst vergessenes Porsche-Feeling auf. Wenn man dann aber frischen Strom braucht, spürt man die Versäumnisse der Wiener Stadtregierung. Wo Ideologie statt Vernunft regiert, wird das Autofahren generell boykottiert.  Wer  weder im Büro noch zu Hause  eine Garage hat, darf nicht sauber durch Wien fahren. Ein Freund wollte vor seinem Haus im 18. Bezirk eine E-Tankstelle errichten lassen – der Hinweis der grünen Bezirksvorsteherin lautete: „Nein, hängen Sie halt ein Kabel aus dem Haus.“

Höherer Stromverbrauch

Und natürlich bringen mehr E-Autos  einen höheren Stromverbrauch, aber auch notwendige technische Weiterentwicklungen von Solarpaneelen auf den Häusern bis zu Smart-Grids in den Städten – ja, so etwas gibt es, liebe Grüne. Tut was. Dass die Batterien bald noch besser werden, ist auch klar.

Mehr Elektroautos würden unsere Städte ruhiger machen.  In Graz dürfen sie  gratis parken. Auch Wien wird auf Dauer Stromautos nicht verhindern können.

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