Am Samstag öffnet die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt ihre Pforten auch für die Normalverbraucher. Im Mittelpunkt steht auch heuer das Elektroauto. Alle großen Hersteller, von BMW über Mercedes bis hin zu VW, werden neue E-Modelle vorstellen. Der erwartete Boom bei E-Autos lässt auch Pannendienste und Feuerwehren nicht kalt. Sie stehen vor großen Herausforderungen. E-Fahrzeuge werden mithilfe von Hochspannungsbatterien (350 bis 700 Volt) angetrieben, die bei Defekten und Unfällen mitunter Gefahren bergen können.
"Eine Nichtbeachtung der empfohlenen Vorgehensweisen kann zu schweren oder tödlichen Verletzungen führen", heißt es im Notfallhandbuch des Modells S des E-Autopioniers Tesla. Fakt ist: An E-Autos sollte man ausschließlich Vollprofis lassen.
"Wir nehmen bei der Ausbildung unserer Pannenfahrer vor allem auf die Sicherheit Rücksicht", sagt Gerhard Sramek, Leiter der ÖAMTC-Pannenhilfe in Ostösterreich. "Sie werden genau instruiert, wo sie bei E-Autos hingreifen dürfen, weil die Hochvolt-Teile bei Unfällen Gefahren bergen. Sie werden geschult, wie man E-Autos stromlos macht und wie man sie für ein Abschleppen absichert."
Bleibt ein Elektrofahrzeug wegen Strommangels auf der Straße liegen, wird es vom ÖAMTC auf einem Lkw geladen und abtransportiert. Das hat gute Gründe.
"Das Fahrzeug darf nicht über die Achsen geschleppt werden, da durch den Elektromotor eine Spannung in das Hochvoltsystem eingespeist werden könnte", heißt es im Rettungshandbuch des BMW i3. Aus einer Gefahrenzone darf man den Wagen schon schieben, aber nur maximal 500 Meter und in Schrittgeschwindigkeit.
Foto: /Grafik,Tesla,istockphoto Aber selbst beim Verladen muss man vorsichtig sein. Der Tesla S darf nur an vier speziellen Hebepunkten angehoben werden, weil sonst die unter der Bodenplatte montierte Hochspannungsbatterie brechen könnte.
Aber wie gefährlich ist die Hochspannung tatsächlich? Die Hochvoltleitungen in E-Autos sind immer orange gekennzeichnet und sollen im Fall einer Beschädigung nicht berührt werden. Oder anders gesagt: Nur Elektro-Fachleute sollten bei einem Unfall an der Fahrzeuge gelassen werden. Wurde im Zuge des Unfalls der Airbag ausgelöst, so wird beim BMW i3 "in der Regel der Hochvoltsystem abgeschaltet".
Foto: obs/BMW Group Wer auf Nummer sicher gehen will, schaltet den BMW nicht nur mit der Start-Stop-Taste ab, sondern kappt im Frontkofferraum den Minusleiter der Batterie und entriegelt den orangen Stecker der Hochvolt-Rettungsstelle. Dann sollte das Fahrzeug tot sein.
Beim Tesla wird empfohlen, den Notfall-Kabelsatz im Frontkofferraum, der auffällig gekennzeichnet ist, doppelt zu durchtrennen. Damit soll ein versehentliches Berühren der Kabel vermieden werden. Dem nicht genug: Sollte der Frontkofferraum des Tesla durch den Unfall blockiert sein, kann die Feuerwehr die Stromzufuhr "mit einer 12-Zoll-Kreissäge" trennen. Dazu muss man an der linken Hintertür an einer markierten Stelle der Türsäule einen 15,2 Zentimeter tiefen Schnitt sägen.
"Wir müssen uns auf die Informationen der Hersteller verlassen", sagt Georg Schwarzott von der Wiener Berufsfeuerwehr. "Es ist für die Feuerwehr eine Herausforderung, dass die Batterie immer unter Spannung steht und man sie nicht abschalten kann." Zwar könne man die Kabel trennen, aber von Hersteller zu Hersteller unterscheiden sich die Systeme. Dass es keine einheitliche Norm dafür gibt, bereitet der Feuerwehr Probleme.
Besondere Vorsicht ist laut Herstellern auch geboten, wenn das Auto unfreiwillig baden geht, die Batterie defekt ist oder brennt. Doch auch E-Autos kann man mit viel Wasser löschen. Laut der deutschen Prüfgesellschaft Dekra sei die Gefahr, "dass sich der Brand schnell ausbreitet, bei den Batterien geringer" als bei Benzin oder Diesel. Die Treibstoffe können wegfließen und andere Objekte in Brand setzen.