Am Dienstag hat Greenpeace eine Klage gegen die EU-Komission wegen der Einstufung von Gas- und Atomkraftwerken (Taxonomie) als klimafreundlich vor dem EuGH eingereicht.
Die Umweltschutzorganisation klagt nach eigenen Angaben beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg dagegen, dass Gaskraftwerke und Atomkraftwerke als nachhaltige Investitionen deklariert werden können. Auch der WWF reichte Klage gegen die Aufnahme von Erdgas in die "Klima-Taxonomie" der EU ein.
"Grüne Atomkraft": Greenpeace klagt EU-Kommission vor EuGH
Nach Angaben der Umweltorganisation
wurde die Klage von Greenpeace Österreich gemeinsam mit sieben weiteren
Länderbüros eingereicht. Dem Einspruch angeschlossen hatten sich
Greenpeace EU, Greenpeace Frankreich, Greenpeace Italien, Greenpeace
Luxemburg, Greenpeace Belgien, Greenpeace Spanien und Greenpeace Mittel-
und Osteuropa.
Panhuber: "Atom und Gas können nicht nachhaltig sein"
"Atom und Gas können nicht nachhaltig sein. Die
EU-Kommission will auf Drängen der Industrielobby ein jahrzehntelanges
Problem als Lösung verkaufen", sagte Lisa Panhuber, Sprecherin bei
Greenpeace in Österreich. "Jetzt noch mehr Geld in Industrien zu
stecken, die uns erst in die Natur- und Klimakrise geführt haben, ist
ein Desaster." Alle verfügbaren Mittel müssten stattdessen in
erneuerbare Energien, Sanierungen, neue Mobilitätskonzepte und
entschleunigte Kreislaufwirtschaft fließen, fordert Greenpeace.
"In ihrer jetzigen Form ist die Taxonomie legalisiertes Greenwashing", betonte auch Jakob Mayr, Experte für nachhaltige Finanzen beim WWF (World Wide Fund for Nature) Österreich. Da das Thema Atomkraft bereits in einem eigenen Verfahren behandelt werde, richtet sich die Klage des WWF-Büros in Brüssel gemeinsam mit den Umweltschutzorganisationen ClientEarth, Transport & Environment und BUND gegen die Aufnahme von fossilem Gas in die EU-Taxonomie. "Auch viele Finanzinstitute sind bereits einen großen Schritt weiter und haben fossiles Gas aus ihrer Kreditvergabepolitik ausgeschlossen - so etwa die Europäische Investitionsbank seit 2019", kritisierte Mayr.
Österreich klagte EU-Einstufung bereits im Oktober
Österreich
hat bereits im Oktober vergangenen Jahres gegen die umstrittenen
EU-Einstufung von Gas und Atomkraft als klimafreundliche Investitionen
vor dem EuGH geklagt. Die Taxonomie-Entscheidung der EU-Kommission sei
ein "Greenwashing-Programm für Atomenergie und fossiles Erdgas", hatte
Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) kritisiert.
Greenpeace kritisierte Zugang zu Förderungen für Atomkraft
Greenpeace
kritisiert, dass die Taxonomie-Entscheidung fossilen Gas- und
Atomkraftwerken den Zugang zu Geldern öffnet, die sonst in erneuerbare
Energien fließen würden. "Mit der Aufnahme von Gas und Atom in die
Taxonomie sendet die EU-Kommission ein fatales Signal an den
europäischen Finanzsektor und untergräbt die eigenen Klimaziele. Wir
fordern die EU-Kommission auf, den delegierten Rechtsakt komplett
aufzuheben und das Greenwashing von fossilem Gas und Atomkraft sofort zu
beenden", sagte Panhuber.
Die EU soll nach Angaben von
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Atomenergie nur in ganz
besonderen Fällen fördern. Damit folgt die EU-Kommission nicht der
Forderung Frankreichs, Atomenergie mit Erneuerbarer Energie
gleichzustellen.