Der Traum von den eigenen vier Wänden wird in Österreich nicht ganz für jeden Zweiten Wirklichkeit. Damit liegt Österreich im europäischen Schlussfeld. Und während international die Eigentumsquote steigt, wird hierzulande bloß eine Stagnation verzeichnet, sagte am Freitag Wolfgang Amann, Chef des Instituts für Immobilien Bauen und Wohnen (iibw), bei einer Tagung der Arge Eigenheim in Salzburg.
Die regionalen Unterschiede in Österreich sind dabei groß: So ist in Wien nicht einmal jeder Fünfte der Eigentümer seiner eigenen Bleibe, im Burgenland sind es aber fast drei Viertel. In Europa liegt die Eigentumsquote bei 70 Prozent, Österreich ist da mit 49 Prozent deutlich darunter und belegt nur den viertletzten Rang. Amann machte bei der Tagung der Arge Eigenheim - ein Zusammenschluss von rund 100 ÖVP-nahen gemeinnützigen Bauträgern - noch auf eine weitere Entwicklung aufmerksam: Die Zahl der jungen Haushalte, die den Schritt ins Eigentum wagen, geht stark zurück, und zwar von einem Anteil von 28 Prozent in den frühen 1980er Jahren auf heute unter 18 Prozent.
Gleichzeitig gab es zuletzt dennoch einen Boom beim Bau neuer Eigentumswohnungen, und zwar von 6.000 jährlich in den beginnenden 2000er Jahren auf zuletzt 17.000 im Jahr. Bei großen Bauvorhaben wurde noch vor 15 Jahren nicht einmal jede dritte Einheit als Eigentumswohnung errichtet, inzwischen ist es jede zweite, so Amann. Der Löwenanteil davon seien aber frei finanzierte Unterkünfte (ohne Förderung) in den Ballungsräumen, allen voran in Wien.
Amann stellte dann auch die monatlichen Wohnkosten von Eigentümern und Mietern gegenüber: Berücksichtigt man bei dieser Berechnung nur die Zinsen bei den Wohnkosten und nicht die Rückzahlung der Schulden, weil diese als Investition in das Eigentum Immobilie ein Ansparen sind, so belaufen sich die durchschnittlichen Wohnkosten eines Eigentümerhaushaltes auf 410 Euro im Monat, in privaten Mietwohnungen machen die Kosten mit 660 Euro deutlich mehr aus.
Gleichzeitig ist in Österreich aber die Wohnbauförderung für Eigentum stark zurückgegangen, und zwar von über 60 Prozent des gesamten Förderkuchens vor 25 Jahren auf rund 30 Prozent, bei Eigentumswohnungen sank der Anteil von 20 auf zehn Prozent. Auch hier gibt es regional gewaltige Unterschiede: "Während Tirol und Vorarlberg nach wie vor gezielt auf gefördertes Eigentum setzen, führt diese Förderungsschiene in den anderen Bundesländern nur mehr ein Schattendasein", so Amann.
Das als Alternative in den 1990er Jahren entwickelte Modell des Mietkaufs boomt seither zumindest aufseiten der Bauträger: Mehr als zwei Drittel der von den gemeinnützigen Wohnbauunternehmen neu errichteten Wohnungen sind inzwischen Mietunterkünfte mit späterer Kaufoption, während nur mehr fünf Prozent als klassische Eigentumswohnung verkauft werden. Allerdings: Im Schnitt nicht einmal jeder dritte Mieter zieht nach zehn Jahren auch tatsächlich die Option, die eigenen vier Wände zu kaufen.
Einen Grund dafür sieht Herwig Pernsteiner, Obmann der Arge Eigenheim Oberösterreich, im Wegfall eines früheren Steuervorteils: Bis vor wenigen Jahren konnte beim Erwerb der Mietkaufwohnung auch für die ersten zehn Jahre (Zeit als Mieter) der Vorsteuerabzug angerechnet werden. Diese Begünstigung fiel weg, weshalb sich Pernsteiner auch für eine Wiedereinführung aussprach. Und Christian Struber, Obmann der Arge auf Bundesebene, erhob noch eine weitere Forderung an die künftige Bundesregierung: Der Staat solle beim erstmaligen Erwerb von Wohneigentum auf die Einhebung der Gebühren für den Käufer verzichten.