Den Bio-Apfel gibt es jetzt auch mit einer persönlichen Note – dem eigenen Namen, der per Laser eingraviert wird. Zumindest bei den aktuellen Bio-Aktionstagen werden solche Äpfel in Wien verteilt. Sonst hat sich diese Technologie in der Bio-Verpackung noch nicht durchgesetzt – auch wenn Lebensmittelhändler wie Rewe testweise ihr Bio-Logo auf Avocados und Süßkartoffeln gelasert haben.
Die Bio-Branche ist längst zur Industrie geworden. Allein in Österreich beträgt der Umsatz mehr als 1,64 Milliarden Euro, Tendenz steigend. "Im Vorjahr haben täglich fünf Betriebe auf biologische Landwirtschaft umgestellt", sagt Gertraud Grabmann, Obfrau der Bio Austria. Bereits ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen laufen unter dem Bio-Siegel. Zuletzt ist vor allem die Zahl der Bio-Masthühner stark angestiegen – im Vorjahr um 50 Prozent auf 5,25 Millionen Stück.
Das liegt nicht daran, dass in Österreich plötzlich nur noch Bio-Hendl gegessen wird. Im Gegenteil, keine sieben Prozent der im Lebensmitteleinzelhandel verkauften Hühner kommen aus Bio-Haltung. Die Tiere werden vor allem für den Export gemästet, insbesondere für Deutschland, das selbst mit der Bio-Produktion nicht nachkommt. Nicht nur bei Fleisch, sondern auch bei Milch, was heimische Molkereien freut. Sie verkaufen etwa die Hälfte ihrer Bio-Milch jenseits der Landesgrenzen, allen voran nach Deutschland. Wie lange dieser Markt aus österreichischer Sicht noch so boomt, bleibt abzuwarten, denn nun rüsten auch bayerische Betriebe im größeren Stil auf Bio um.
Bei Fleisch ist Bio nach wie vor eine Randerscheinung. Der Anteil an Schweinefleisch liegt bei gerade einmal drei Prozent. "Schwein wird vom Lebensmitteleinzelhandel für die Billigschiene verwendet, diese kann Bio aber nicht bedienen", sagt Gabmann. Auch abgesehen von den vielen Rabatt-Aktionen sind die Preisunterschiede zwischen Bio und konventioneller Ware enorm. Bio-Fleisch ist um zwei Drittel teurer als konventionelles, bei Erdäpfeln und Eiern liegt der Aufschlag sogar jenseits der 80-Prozent-Marke, geht aus den Zahlen der RollAMA hervor.
Den größten Teil des Bio-Umsatzkuchens holen sich die Lebensmittelhändler (75 Prozent), während die Gastronomen nach wie vor nicht recht auf der Bio-Welle mitsurfen wollen. Grund dafür sind die höheren Einkaufspreise, die die Gäste schlicht nicht bezahlen wollen, heißt es aus der Gastronomie.
Stattdessen gehen immer mehr Wirte dazu über, in der Speisekarte auszuloben, wo sie ihre Schnitzel, Kartoffel oder Tomaten einkaufen. Sie spielen also die Regionalkarte aus, die gerade Trumpf ist. Das gefällt nicht jedem. Denn während es für Bio klare Kriterien gibt, ist nirgends definiert, was genau mit Regionalität gemeint ist. Die Anbieter können also selbst abstecken, wo eine Region beginnt und endet. Gerne werden dafür die Landesgrenzen genommen. Was dabei ausgeblendet wird: "Einen Vorarlberger Käse nach Wien zu transportieren ist von den Transportkilometern her nicht besser, als einen Käse aus Bayern zu holen", sagen selbst Vertreter der Landwirtschaft, die auf der Regionalitätswelle gut mitsurfen.
Nichtsdestotrotz ist Bio längst ein globales Business. Und Österreichs Hersteller versuchen, unter anderem mit Käse und Kren "Made in Austria" in Australien zu landen.