logo



[email protected]

Arbeitslosig­keit: Trendwende könnte bis 2021 anhalten

1-09-2017, 06:00

Die hat sich im August erwartungsgemäß fortgesetzt. Die Zahl der beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen sank inklusive der Schulungsteilnehmer um 3,6 Prozent auf knapp 375.000 Betroffene (siehe Grafik unten). Das AMS Wien meldet mit einem Minus von 4,2 Prozent sogar den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit seit sechs Jahren. Mit fast 62.000 offenen Stellen wurde erneut ein neuer Rekordwert erzielt.

Die Gründe für den beschleunigten Rückgang ist ein Zusammenfallen günstiger Umstände:  Die kräftig anziehende Konjunktur in der Industrie und am Bau, ein Rekordsommer im Tourismus und die im Juli gestarteten Beschäftigungsmaßnahmen der Regierung.  Jobbonus und vor allem die "Aktion 20.000" für ältere Langzeitarbeitslose wirken sich positiv auf die Statistikzahlen aus. Bei den Arbeitslosen über 50 gab es trotzdem ein leichtes Plus, mit 1,2 Prozent fiel es jedoch geringer aus als in den vergangenen Monaten.

228.000 neue Jobs bis 2021

Die Trendwende auf dem Arbeitsmarkt dürfte noch länger anhalten, sagen Arbeitsmarktexperten. Die Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS gingen zuletzt von einem Rückgang der Arbeitslosenquote heuer von 9,1 auf 8,6 Prozent (nationaler Definition) und 2018 auf 8,4 Prozent aus.

Eine Prognose des Synthesis-Instituts im Auftrag des AMS, die dem KURIER vorliegt,  geht sogar bis einschließlich 2021 von einer sinkenden Arbeitslosigkeit aus. Hauptgrund ist die anziehende Konjunktur in und um Österreich: Die Nachfrage der Unternehmen steige daher rascher als das Angebot an Arbeitskräften. So werde der Personalbedarf heimischer Unternehmen bis dahin um 228.000 Menschen zunehmen, was zu einem Rückgang der Arbeitslosen um 28.100 Personen führen könnte. Synthesis-Experte Wolfgang Alteneder warnt jedoch vor zuviel Optimismus und schränkt gegenüber dem KURIER ein, dass in der Prognose mögliche weltpolitische Risiken nicht berücksichtigt sind.  Sprich: Militärische Konflikte oder Kurskorrekturen an den Börsen könnten den Aufschwung wieder rasch abwürgen. "Das ist bei längerfristigen Prognosen immer ein Problem". Synthesis geht von einem jährlichen Wirtschaftswachstum bis 2021 von 1,9 Prozent aus.

Job-Migration bremst sich ein

Unklar ist auch, ob vom Arbeitslosenrückgang längerfristig auch ältere bzw. gesundheitlich beeinträchtigte Menschen profitieren können. Durch einen grenzenlosen Arbeitsmarkt können heimische Firmen  bekannlich zusätzliches Personal auch aus dem benachbarten EU-Ausland holen. Der hohe Zustrom von jährich 40.000 bis 45.000 Ost-Arbeitskräfte dürfte sich in den kommenden Jahren etwas abschwächen, meint Altenender. Durch eine  bessere Konjunktur und steigende Löhne sei etwa beim Zustrom aus Ungarn eine gewisse Sättigung erreicht.

Foto: APA

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]