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100-Millionen-Pleite der Textilreinigung und Mietwäschefirma Wozabal

31-08-2017, 11:36

Die Insolvenz der Firmengruppe Wozabal, ein Textilreiniger und Anbieter von Mietwäsche und Berufskleidung, hat sich schon Mitte August 2017  angekündigt. Jetzt ist sie fix. Für sechs Gesellschaften wurden Insolvenzanträge eingebracht, 792 Mitarbeiter sind betroffen. Vier weitere Gesellschaften sind nicht insolvent. Insgesamt beschäftigt Wobazal rund 950 Mitarbeiter. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände KSV1870 und Creditreform dem KURIER. Die Schulden werden im schlimmsten Fall mit rund 104 Millionen Euro beziffert.

Folgende sechs Firmen der Wozabal-Gruppe sind pleite:

Wozabal Management GmbH, 4040 Linz, Freistädterstr. 230

Wozabal Textilservice GmbH & Co KG, 4040 Linz, Freistädterstr. 230

Wozabal MPZ Medizinproduktezentrum GmbH & Co KG, 4040 Linz, Freistädterstr. 230

Wozabal Textile Logistik GmbH & Co KG, 4040 Linz, Freistädterstr. 230

Wozabal Sterilgut – Systeme GmbH & Co KG, 4860 Lenzing, Atterseestr. 97

Wozabal Mietberufsbekleidung GmbH & Co KG, 4860 Lenzing, Atterseestr. 99

Der Hintergrund

Das Unternehmen wird in vierter Generation von Johann Wozabal geleitet. Es versorgt rund 2000 Kunden, darunter Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Alten- und Pflegeheime, Hotels und Industriebetriebe, täglich mit 175 Tonnen Wäsche. Zugleich stellt Wozabal seinen Kunden auch Miet-Berufskleidung zur Verfügung, bereitet Textilien für Operationen in Krankenhäusern auf und versorgt die Kunden mit Bett- und Tischwäsche sowie Handtüchern. Das Unternehmen hat Standorte in Linz, Enns, Bad Hofgastein, Klagenfurt, Rankweil und ein Verteilerzentrum in Wien, und ist laut eigenen Angaben bei der Versorgung von Krankenhäusern und Reha-Kliniken in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg Marktführer. Die Wozabal Management GmbH hat in der Gruppe eine strategische Position mit den Aufgaben Verwaltung und Organisation, das heißt: In dieser Gesellschaft werden die Entscheidungen getroffen.

12 Millionen Euro investiert

Vor vier Jahren hat Wozabal entschieden, in den Bereich Medizinprodukte zu investieren. Der Standort Enns wurde um zwölf Millionen Euro erweitert. Dabei traten laut Firmenangaben massive Problem auf, die die Inbetriebnahme des Standorts um ein halbes Jahr verzögerten. Indessen konnten aber mehrere Ausschreibungen (AUVA, KHBG Vorarlberg) gewonnen werden, der Umsatz stieg um zwölf Prozent. Weitere Investitionen wurden in Angriff genommen, so auch am Standort Rankweil. Außerdem wurde in die Automatisierung investiert, doch auch hier traten bei der Implementierung Störungen auf, die Programmierung der Software verzögerte sich.

" Spezifikationen konnten erst dann programmiert werden, sobald die Maschinen einsatzbereit waren", heißt es weiter. Das führte zu erheblichen Mehrkosten. In den vergangenen Jahren stellte es sich aber auch heraus, dass die Finanzierungslinien zu kurze Laufzeiten aufwiesen.

 Banken griffen durch

"Überdies gestaltete sich eine Refinanzierung der Gruppe aufgrund der äußerst komplexen Firmenstruktur und der Vielzahl an der Finanzierung beteiligten Kreditgeber schwierig, sodass sich die Situation sukzessive abspannte", heißt es weiter. Anfang 2017 soll Christian Wobazal von den finanzierenden Bank bedrängt, die Geschäftsführung zurückzulegen. Zwei Geschäftsführer wurden bestellt, darunter ein externer Berater. Zugleich sollte ein  Investor hereingenommen werden bzw. das Unternehmen von den Banken im Rahmen einer Sanierungstreuhandschaft verkauft werden. Doch es kam zu keiner Einigung. Indes haben die Banken mit August sämtliche Konten der sechs Gesellschaften gesperrt, erklärt das Unternehmen. Damit trat die Zahlungsunfähigkeit ein.

Die Schulden

Foto: FOTOKERSCHI.AT/BERNADETTE KERSCH "Per Juli 2017 weisen die sechs insolventen Firmen Verbindlichkeiten von zusammen 104,1 Millionen Euro in den Büchern aus. Darin enthalten sind auch sogenannte Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen in Höhe von 30,5 Millionen Euro, also Schulden, die intern gegenüber anderen Firmen der Wozabal Gruppe bestehen", heißt es dazu vom KSV1870. "Die Schulden gegenüber externen Gläubigern belaufen sich daher auf rund 73,6 Millionen Euro. Der größte Teil dieser Verbindlichkeiten besteht gegenüber Banken, Leasingfirmen, Lieferanten und Dienstnehmern. Aufgrund gesetzlicher und vertraglicher Haftungen der Firmen untereinander werden die Gläubiger bestehende Forderungen teilweise zu zwei oder mehreren Verfahren anmelden." Nachsatz: "Im Laufe des Verfahrens werden sich daher die Verbindlichkeiten der einzelnen Firmen in den Anmeldungsverzeichnissen zu deutlich mehr als den angeführten 104,1 Millionen Euro summieren. Genaue Zahlen werden nach Ablauf der Anmeldefristen feststehen."

Im besten Fall

"Die mit den heutigen Insolvenzanträgen vorgelegten Vermögensübersichten beinhalten vom Unternehmen getroffene Annahmen, wie sich die Verbindlichkeiten darstellen, wenn die gerichtlichen Sanierungsverfahren scheitern sollten und es zu Betriebsschließungen und Zerschlagungen kommen müsste. Insbesondere sind Beendigungsansprüche von fast 800 Mitarbeitern und Schadenersatzansprüche von Leasingfirmen für vorzeitige Auflösungen von Verträgen berechnet und als Rückstellungen ausgewiesen worden", heißt es dazu vom KSV1870 weiter. "Es ist gut, dieses Szenario zahlenmäßig abschätzen zu können. Man kann bei dieser Betrachtung mit Verbindlichkeiten von – wie heute früh berichtet – in eine Gesamthöhe von etwa 104 Millionen Euro rechnen. Lässt man wechselseitige Verbindlichkeiten der Firmen außer Acht, bleiben 73,6 Millionen mögliche Passiva."

Die Vermögensaufstellung der einzelnen Gesellschaften:

Wozabal Management GmbH: freie Aktiva 2,935 Millionen Euro, Passiva 35,237 Millionen Euro,

Wozabal Textilservice GmbH & Co KG: freie Aktiva 1,303 Millionen Euro, Passiva 30,031 Millionen Euro,

Wozabal MPZ Medizinproduktezentrum GmbH & Co KG: freie Aktiva 2,138 Millionen Euro, Passiva 35,307 Millionen Euro,

Wozabal Textile Logistik GmbH & Co KG: freie Aktiva 1,023 Millionen Euro, Passiva 24,447 Millionen Euro,

Wozabal Sterilgut – Systeme GmbH & Co KG: freie Aktiva 1,975 Millionen Euro, Passiva 27,089 Millionen Euro,

Wozabal Mietberufsbekleidung GmbH & Co KG: freie Aktiva 1,27 Millionen Euro, Passiva 24,837 Millionen Euro.

Gelingt jedoch der beantragte Sanierungsplan samt Erhaltung der Arbeitsplätze, woran ab heute intensiv gearbeitet wird, meint der KSV1870, so werden Rückstellungen für das Schließungsszenario nicht schlagend. Es liegen nun neue Berechnungen vor, wonach bei konsolidierter Betrachtung dersechs insolventen Firmen – also ohne Zählung wechselseitiger Verbindlichkeiten und ohne Rückstellungen für Schließung etc. – von Gesamtschulden von 47 Millionen Euro ausgegangen werden kann, die im Sanierungsverfahren über die Quote zu regulieren sind. Die von den Landesgerichten Linz und Wels einzusetzenden Insolvenzverwalter werden das Zahlenmaterial noch genau prüfen.

Das Vermögen

Bewertet zu Zerschlagungswerten werden mit den Insolvenzanträgen Vermögensaufstellungen vorgelegt, in denen die Aktiva mit 37,4 Millionen Euro angesetzt sind. Davon sind nur zwölf Millionen Euro freies Vermögen, der Rest ist mit Pfandrechten und Eigentumsvorbehalten belastet.

Die Zukunft

Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Die Forderungen der Kreditgeber sollen entweder durch ein Sale-and-Lease-Back-Geschäft der Liegenschaften oder durch den eintritt eines Finanzinvestors bedient werden. Entsprechende Verhandlungen " sind noch in keiner abschlussfähigen Phase".

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