Die US-Wirtschaft warnt Präsident Donald Trump davor, sich zu stark mit den Handelspartnern anzulegen. "Zölle könnten zu einem zerstörerischen Handelskrieg mit ernsten Konsequenzen für das US-Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen führen", erklärte der Präsident der US-Handelskammer, Thomas Donohue. Leidtragende wären Verbraucher, Bauern und Unternehmen.
Trump hat vor allem China, aber auch die EU im Visier. Beide haben schon mit Gegenmaßnahmen gedroht. Die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN und Australien sprachen sich unterdessen demonstrativ für Freihandel aus. "Man wird nicht stärker, indem man die Tür zu anderen Märkten zumacht. Protektionismus ist eine Sackgasse", sagte Australiens Ministerpräsident Malcolm Turnbull heute, Freitag, in Sydney.
Der Handelsstreit dürfte auch das anstehende Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) überschatten. Die USA wollen in Buenos Aires (Argentinien) Verbündete gegen die Handelspolitik Chinas suchen. Angestrebt werde eine Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten, um gegen staatliche Subventionen und andere Praktiken der Volksrepublik vorzugehen, sagte ein Vertreter des US-Finanzministeriums.
China werde nicht zulassen, dass es zum Ziel von unfairen Attacken werde, hieß es in einem Leitartikel der staatlichen Zeitung "China Daily". "Man sollte nicht vergessen, dass selbst die verspielteste Katze einen kratzen wird, wenn man sie über einen bestimmten Punkt hinaus provoziert."
China war 2017 mit einem Volumen von 636 Mrd. Dollar (515 Mrd. Euro) der wichtigste US-Handelspartner. Die Einfuhren aus der Volksrepublik überstiegen dabei aber Exporte dorthin um 375 Mrd. Dollar. Daran stößt sich Trump. Er will das Defizit um 100 Mrd. Dollar reduzieren.
Donohue, der Vorsitzende der einflussreichen US-Unternehmenslobby, warnte Trump vor einseitigen Zöllen auf chinesische Importe. Diese könnten einen Großteil dessen zunichtemachen, was amerikanische Familien durch die kürzlich unter Trump verabschiedete Steuerreform an Geld einsparten.
Europa hofft noch, von den US-Schutzzöllen auf Stahl- und Aluminium-Importe ausgenommen zu werden. Dem deutschen Magazin "Spiegel" zufolge fordern die USA dafür Zugeständnisse. So solle die EU zusichern, dass aus dem Binnenmarkt auf Dauer nicht mehr Stahl in die USA verschifft werde als im Jahr 2017, berichtete das Nachrichtenmagazin. Zudem solle Brüssel gegen Dumping-Stahl aus China vorgehen und auch in anderen Handelsfragen mit den USA kooperieren. In der Verteidigungspolitik müssten die Europäer "Beweise" liefern, dass ihre Rüstungsanstrengungen ausgeweitet werden.
Deutsche-Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", notfalls müsse die EU die USA bei der Welthandelsorganisation verklagen. Die WTO biete Verfahren, um Streitfragen zu klären. "Die sollte man dann auch nutzen."