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Fernblick auf unsere Unis

29-08-2017, 06:43

In Österreich geht bekanntlich alles ein bisschen gemütlicher, lockerer zu. Lernen für die Prüfung? Nächste Woche. Wann will der Professor die Bachelorarbeit haben? In einem halben Jahr. „Beim Banknachbarn abschreiben, das ist in Amerika unvorstellbar“, sagt Alexander Janda, der  in Wien am Austro-American Institute of Education lehrt. „Der Mit-Student ist in Amerika nicht nur Kollege, sondern auch Konkurrent“. Dieses Leistungsdenken  ist ein großer Unterschied zum österreichischen System, so Janda. In den USA gäbe es ein klares Bekenntnis zur Elitenbildung. Die Studierenden streben von sich aus nach Höchstleistung. In Österreich sei der Treiber oftmals eher der Notendruck, weniger der Traum, an die Spitze zu kommen.

Woran liegt das?

„Ein Unterschied ist sicher die Einstellung, die Mentalität. Die Studenten in Amerika sehen sich als Teil einer Elite, man will der Universität etwas zurückgeben. Es gibt eine starke Verbundenheit der Absolventen mit ihrer ehemaligen Universität. Das Uni-Leben in Amerika ist gemeinschaftlicher organisiert als in Österreich. Die Studierenden tragen stolz Kappen und T-Shirts mit dem Logo, der Marke ihrer Uni“, weiß Hermann Weissgärber, Direktor des Austro-American Institute of Education. Amerikanische Studenten wohnen am  „Campus“ einer Universität, während ihre österreichischen Kollegen von ihrer Wohnung zur Uni pendeln müssen. Ein wichtiger Beitrag zur Qualität ist natürlich das Geld. Die hohen Studiengebühren in den USA eröffnen Gestaltungsmöglichkeiten, welche die österreichischen Universitäten nicht besitzen. Die Anzahl der Lehrenden etwa,  die auf einen Studierenden kommt, ist in den USA weit höher. „Seminare mit sechs Leuten funktionieren anders als solche mit 60. Da kann man ganz anders arbeiten, sich viel mehr mit dem Einzelnen auseinandersetzen, das erhöht die Qualität des Unterrichts deutlich“, erklärt Saskia Haag, die in Princeton unterrichtete, bevor sie nach Wien kam. „Die geringen Geldmittel führen dazu, dass Lehrende in Wien  sehr viel mehr Zeit mit der Lehre verbringen müssen als in den USA. Die Zeit für die Forschung, eine wesentliche Aufgabe der Universitäten, ist in  Österreich daher eher begrenzt“. - Thomas Fuchs

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