Der nordkoreanische Raketentest, der in Japans Bevölkerung großflächig Alarm auslöste, rüttelte am Dienstagmorgen auch die Finanzmärkte kräftig durch. Die Investoren befürchten, dass das Säbelrasseln zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un außer Kontrolle geraten könnte.
"Die nordkoreanische Eskalation hat eine signifikante Reaktion der Risikovermeidung ausgelöst", kommentierte Analyst Alessandro Balsotti von JCI Capital. Die Folge: Anleger ergriffen die Flucht aus kurzfristig schwankungsanfälligen Investments. Sie schickten damit die Aktienkurse auf Talfahrt.
Der europaweite Index Euro-Stoxx 50 hatte gegen Mittag bereits rund 1,4 Prozent eingebüßt, an der Börse Frankfurt lag der Leitindex DAX 1,8 Prozent im Minus. Die dominierende Farbe auf den Aktiencharts war rot: Kein einziger Wert konnte Zugewinne verbuchen. Besonders heftig erwischte des Versicherungswerte, einige Pharmatitel und die Autoindustrie.
Auch in Wien gab der Leitindex ATX rund 1,6 Prozent ab. Einzig Telekom Austria und Conwert konnten entgegen dem Trend Zugewinne verzeichnen - beim Immobilienentwickler war eine außerordentliche Hauptversammlung rund um den geplanten Squeeze-Out von Minderheitsaktionären.
Die "Krisenwährung" schlechthin - nämlich Gold - konnte in diesen Turbulenzen naturgemäß an Wert zulegen. Der Preis für eine Feinunze stieg auf 1321,6 Dollar, ein Zugewinn von immerhin mehr als 0,7 Prozent auf Tagesbasis. Der Kurs stellt ein Neun-Monats-Hoch dar. Auch Staatsanleihen der USA ("Treasuries") und Deutschland ("Bunds") profitierten, die Renditen (Zinskosten) für die Schuldtitel fielen auf die tiefsten Werte seit November 2016 bzw. Juni 2017 - beide Papiere gelten als sichere Häfen in Krisenzeiten.
Bei den Währungen erwies sich einzig der Euro als weitgehend immun gegenüber dem geopolitischen Spannungen. Die Gemeinschaftswährung kletterte über einen Wert von 1,20 Dollar - erstmals seit Jänner 2015. Das hatte freilich weniger mit Nordkorea zu tun, als mit der Geldpolitik und der Dollar-Schwäche.
Daraus, dass EZB-Chef Mario Draghi beim Zentralbankertreffen in Jackson Hole die jüngste Eurostärke mit keinem Wort erwähnt hat, folgern Beobachter nämlich, dass die EZB in absehbarer Zeit einen restriktiveren geldpolitischen Kurs fahren könnte, was den Kurs weiter stärken würde.
Und gegenüber dem US-Dollar sind die Währungshändler vorsichtig geworden, weil die USA spätestens Ende September das gesetzliche Schuldenlimit erreicht haben werden. Gibt es keine politische Einigung, drohen die USA in eine selbst verursachte Zahlungsunfähigkeit zu schlitttern.