Warum sind Sie Innenarchitekt geworden?
Die Innenarchitektur dient den Menschen. Der Wohnraum ist nach der Kleidung die nächste Hülle, die man spürt. Meine Aufgabe als Innenarchitekt ist es, das Leben der Bewohner darin abzubilden. Es ist wichtig, dass Themen und Abläufe im Innenbereich funktionieren. Dort leben und spüren sich die Menschen und deshalb stecke ich meine Energie lieber ins Innere als in die Fassade, die meiner Meinung nach sehr überbewertet wird. Da blicken maximal die Nachbarn drauf.
Was macht gutes Innendesign aus?
Funktionalität, hochwertige Verarbeitung und ein schönes Material- und Oberflächenkonzept.
Am Wochenende steht der Salon im Zeichen des Handwerks und der Kunst. Sind Sie ein Künstler?
(Heinz Glatzl lacht). Ein Lebenskünstler vielleicht. Nein, ich glaube wir haben hier im Haus einen gesunden Pragmatismus. Wir sind gute Handwerker – Kunsthandwerker könnte man uns vielleicht nennen. Wie respektieren den Wunsch des Kunden und wollen uns darin nicht selbst verwirklichen. Im Mittelpunkt steht die Funktionalität. Das tägliche Leben ist stressig genug und daher müssen Abläufe im Wohnbereich automatisiert werden. Eine schicke Schrankwand bringt nichts, wenn dann kein Platz ist, um das Kind hinzusetzen und die Schuhe zuzubinden.
Da versuchen Sie Kunden zu leiten?
Ja, auf jeden Fall, aber sie nehmen es auch an. Wir setzen uns mit den Kunden hin und besprechen individuelle Detaillösungen. Dadurch entstehen gemeinsame Ideen und die Identifikation mit dem finalen Projekt ist viel höher.
Haben Sie auch Projekte umgesetzt, die Ihnen gar nicht gefallen haben?
Klar werden Projekte umgesetzt, die weniger gefallen. Mit dem Formdepot haben wir aber einen Schauraum, der den Kunden ein Gefühl für unseren Stil gibt. Was wir kaum machen, sind total pompöse oder barocke Sachen, genauso wenig, wie extrem puristische Wohnräume, in denen man den Menschen im Wohnraum suchen muss. Wir liegen in der Mitte.
Wie sieht es bei Ihnen Zuhause aus?
Ich habe mir vor neun Jahren ein Kleingartenhaus im 19. Bezirk gebaut – sehr puristisch und klar. Obwohl es mittlerweile nicht mehr ganz so ausschaut. Durch die Kinder ist mehr angerümpelt, aber wir sind mit unseren Detaillösungen nach wie vor sehr glücklich. Ich habe Blickachsen zwischen den verschiedenen Räumen geschaffen. Während dem Duschen sieht man beispielsweise direkt auf die Weinberge.
Und die Einrichtung?
Die Möbel sind reduziert weiß, ergänzt durch einen Betongussboden in Erdfarben. Das Gesamtbild wird durch ein paar warme Akzente, wie einen Altholztisch, gebrochen. Das Haus lehnt stark an die Architektur der 1960er an. Karg gebaut, mit raumhohen und flächenbündigen Türen und Wandscheiben.
Sie arbeiten in Ihren Projekten auch viel mit großen Fenstern, die bis zum Boden reichen. Ist das Ihr Markenzeichen?
Das versuchen wir zumindest, ja. Wenn Innenbereiche in den Außenbereich laufen, gefällt uns das sehr gut. Die Küche rücken wir gerne ins Zentrum. Unser Ausgangpunkt ist dabei immer ein funktionaler Grundriss.
Die Verbindung zwischen den Innenräumen und der umliegenden Natur – ist das eine Sehnsucht in den Menschen, die sie auch in ihren Stadtwohnungen umsetzen wollen?
Ich denke schon. Das Thema Natur und Nachhaltigkeit ist bei jedem angekommen. Das ist auch ein Zeichen des Wohlstandes. Nachhaltige Umsetzungen sind momentan leistbarer und im Eigentum wird mehr investiert.
Gönnen sich die Leute heute teurere Einzelstücke als früher?
Das glaube ich schon. Sie sitzen gerade auf einer handgefertigen Couch aus italienischem Leder. Alle Knöpfe sind individuell eingesetzt. Wenn man das den Kunden erklärt, dann entscheiden sie sich eher für ein teureres, aber auch nachhaltigeres Produkt.