Noch hat der heimische Öl- und Gaskonzern OMV den großen Russland-Deal nicht unter Dach und Fach. Bis Jahresende wird noch verhandelt. Erst dann steht das Tauschgeschäft mit der Gazprom fest, das der OMV einen Anteil am Achimov-Öl- und Gasfeld in Sibirien sichert und der Gazprom eine Beteiligung an den OMV-Fördergebieten in der norwegischen Nordsee.
OMV-Chef Rainer Seele hat aber schon die nächsten Expansionsziele im Visier. Und die liegen großteils in Asien. Förderfelder und Petrochemie stehen dabei im Fokus. Der Grund dafür ist einfach: In Europa geht die Nachfrage tendenziell zurück. "Die Musik spielt in Asien", sagt Seele. Und Petrochemie ist hochwertig, also lukrativ. Zehn Milliarden Euro will der OMV-Chef bis 2025 in Zukäufe investieren. Geld, das der Konzern dank des harten Sparkurses in den vergangenen Jahren und der Verkäufe von wenig ertragreichen Beteiligungen – etwa in der britischen Nordsee und in der Türkei – locker aufbringen kann. Dass in Asien Abu Dhabi eines der Zielländer sei, ist für Seele klar. Der Staatsfonds ist ja ein strategischer Aktionär der OMV.
Beim Kauf neuer Fördergebiete blickt Explorations- und Produktionsvorstand Johann Pleininger neben Russland auch ins ferne Neuseeland. Schon jetzt betreibe die OMV dort lukrative Ölfelder. "Wenn dort ein Feld verkauft wird, schauen wir uns das an", betont Pleininger. Bis 2025 soll die OMV-eigene Öl- und Gasförderung von heuer rund 400.000 Fass pro Tag auf 600.000 steigen.
Die Energiewende in Europa berührt OMV-Chef Seele nur am Rande. "Die Erneuerbaren sind nicht Teil unserer Strategie", sagt er. In Österreich will er dieses Thema dem Verbund überlassen.
Ganz vernachlässigen kann Seele den Klimawandel aber nicht, spürt der Konzern doch die rückläufige Nachfrage nach fossilen Energien in Europa. Die Antwort der OMV darauf: mehr Gas statt Öl. Erdgas sei klimafreundlicher und werde Kohle in der Stromproduktion verdrängen. Seele erwartet eine starke Zunahme des Gasbedarfs in Europa und hält daher trotz politischen Gegenwinds am Bau der Nord Stream II-Pipeline fest. "Diese Leitung erhöht die Versorgungssicherheit mit Gas in Europa", gibt sich Seele überzeugt. Der für Gas zuständige Vorstand Manfred Leitner ergänzt: "Wir kaufen jedes Gas zu europäischen Preisen. US-Flüssiggas ist teurer."
Leitner ist auch überzeugt, dass E-Mobilität keine Lösung für das Klima-Problem ist. "Mit Strom aus Kohlekraftwerken sind E-Autos nicht CO2-ärmer."
Der KURIER war auf Einladung der OMV in London.