Auch wenn Österreichs Tourismuswirtschaft zuletzt von einem Nächtigungsrekord zum nächsten eilte, schläft die Konkurrenz nicht. Das sieht man auf der ITB, der weltgrößten Tourismusmesse, die diese Woche in Berlin über die Bühne geht. Vertreter von 10.000 Tourismusunternehmen aus 186 Ländern sind angereist, die sich um den Gast von morgen buhlen.
Österreichs Tourismuserfolg war zuletzt nicht nur hausgemacht, sondern auch Ergebnis geopolitischer Entwicklungen und umgelenkter Tourismusströme. Viele mieden in den vergangenen Jahren Länder wie die Türkei oder Ägypten, doch diese Destinationen nehmen nun wieder an Fahrt auf – teils mit staatlicher Hilfe. "Die Türkei subventioniert Flüge in das Land, Ägypten zahlt Unternehmen 80 Euro für jeden Gast", fürchtet Österreichs Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher, dass Österreich ins Hintertreffen gerät. Dagegen sieht Verkehrsbüro-Chefin Helga Freund die Entwicklung gelassen. "Solche Subventionen sind nichts Neues." Dass Regionen Reiseveranstalter subventionieren, um Charterflüge zu bekommen, gehöre zum Geschäft. Die Türkei habe zudem gar keine großen Überkapazitäten, weiß Freund. "Die Russen, Polen und anderer Nationen sorgen für Auslastung." Auch Österreich sieht Freund gut im Rennen. "Bei Eurotours liegen die Österreich-Buchungen 16 Prozent über dem Vorjahresniveau."
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger will die gute Entwicklung mit einem neuen Masterplan absichern und sich "vom monatlichen Rennen um Nächtigungsrekorde verabschieden", sagt sie auf der ITB. Zur Erfolgsmessung müssen neue Kennzahlen her. Köstinger: "Ein ehrlicher Indikator wären die Belegstage und der Ertrag." Was konkret wie erhoben werden soll, ist aber noch offen.
Für Norbert Kettner ist das alles nichts neues. Schließlich hat der Wien-Tourismus-Chef schon jetzt nicht nur Nächtigungen und Ankünfte, sondern auch die Betten- und Zimmerauslastung sowie den Hotellerieumsatz und den RevPar (Erlös pro verfügbarer Zimmerkapazität) in seiner Stadt abrufbar. Ein Luxus, den nicht viele Regionen haben, was auch an der Ortstaxe liegt. In Wien wird diese prozentuell vom Umsatz berechnet – gibt also Aufschluss über den Branchenumsatz. Außerhalb Wiens handelt es sich um fixe Euro-Beträge pro Nächtigung, die keine Rückschlüsse auf den Zimmerpreis zulassen. Kettner: "Man kann Wien als Blaupause nehmen."
Teil des Masterplans ist auch eine engere Zusammenarbeit von Tourismus und Landwirtschaft. Es gehe darum, Erlebnisräume zu inszenieren, meint auch Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW). "Denn Betten werden heute auf Plattformen gehandelt wie ein Barrel Rohöl."
Der Besuch der ITB erfolgte auf Einladung der Österreich Werbung.