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Bitcoin & Co: Was überleben wird. Und was eher nicht

28-02-2018, 17:31

Mehr als 1500 Krypto-Coins und Tokens (digitale Gutscheine) rittern weltweit um Anleger. Wobei: Die Dunkelziffer ist viel höher, denn täglich werden es mehr. Er würde aber kein Geld verwetten, dass heute führende Kryptowährungen wie Bitcoin, Ripple, Ethereum, Iota, Neo oder Stellar wertvoll bleiben, sagte Raiffeisen-Research-Experte Valentin Hofstätter. "Vieles, das herumschwirrt, wird nur noch Liebhaberwert haben."

So vielversprechend die Technologie sei: Es gebe aktuell keine sinnvolle Investmentmöglichkeit, um an dem Boom teilzuhaben. Heute zu identifizieren, wer in den nächsten zehn Jahren die Gewinner sein werden, sei unmöglich, warnte Hofstätter. Zumal nicht nur Bitcoin, sondern auch die Rivalen unter "Kinderkrankheiten" litten. Und dass der bekannteste Vertreter einen Bonus habe, sei nicht in Stein gemeißelt. Pioniere, die einst den Online-Markt dominierten, wie der Internet-Browser Netscape oder die Suchmaschine Altavista, sind von der Bildfläche verschwunden.

Krypto-Kapitalismus

Der Bitcoin-Kurs hat sich gegenüber dem Rekord bei fast 20.000 Dollar halbiert. Der Gesamt-Marktwert von 180 Mrd. Dollar wäre aber nur gerechtfertigt, wenn sich Bitcoin als Zahlungsmittel durchsetzt. Woran Hofstätter nicht glaubt. Eines hat der Konkurrenzdruck von Kryptos und Fintechs freilich bewirkt: Banken mussten Echtzeit-Zahlungen (binnen 10 Sekunden) ermöglichen. Dieses "Instant Payment" in Euro sei kaum zu schlagen: "Schneller, billiger, mit weniger Kursschwankungen geht es eigentlich nicht."

Als reine Zockerei sieht der Analyst ICOs (Initial Coin Offerings), wo sich Firmen mit der Ausgabe digitaler Münzen Geld beschaffen. Diese Modelle seien höchst undurchsichtig, betrugsanfällig und für Anleger gefährlicher als Risikokapital. Und selbst dort rechnen Profis mit nur einem Prozent Erfolgsrate.

Große Wissenslücken

2017 hatten sich Firmen mit ICOs 5,6 Mrd. US-Dollar besorgt, sagte Markus Müller, Chef-Investmentstratege bei der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank. Kryptowährungen würden Geld zwar nicht ablösen, aber ergänzen. Mit cleveren Geschäftsideen könnte die Kryptotechnologie die Wirtschaft und Gesellschaft gravierend verändern – die Funktion als Tauschmittel allein sei zu wenig.

Müller sieht freilich noch "große Wissenslücken": So sei Bitcoin nur eine von vielen Coins und - was oft übersehen wird - auch die Blockchain, die hinter Bitcoin steht, sei nur eine unter vielen rivalisierenden Technologien. Im Fachjargon werden diese "Distributed Ledger" genannt, das ist Englisch und heißt übersetzt in etwa "verteiltes Kontenbuch". Alle Transaktionen werden nämlich nacheinander in einem dezentral geführten, digitalen "Kassabuch" verzeichnet. Auf dieses können alle Teilnehmer zugreifen, es kann aber niemand im  Alleingang manipulieren.

"Die Distributed-Ledger-Technologie ist sicher, aber die Handels-Plattformen und die digitalen Geldbörsen sind es nicht", sagt Müller. Dadurch sei es möglich gewesen, dass 2017 Kryptowährungen im Wert von 700 Mio. US-Dollar von Hackern gestohlen wurden.

Klarere Regeln

Die Deutsche-Bank-Experten erwarten, dass 2018 strengere Anti-Geldwäsche-Gesetze für den Kryptobereich umgesetzt werden. Illegale Geschäfte im Dark Web - quasi den finsteren, unzugänglichen Ecken des Internets - würden reguliert und auch die Besteuerung werde klar gesetzlich geregelt.

Der Strukturwandel für den Finanzsektor sei indes nicht aufzuhalten: Als mögliche Krypto-Anwendungen skizziert der Experte transparentere Geschäfte zwischen Finanzintermediären, die automatische Verrechnung von Solar-Stromlieferungen zwischen Privathaushalten, manipulationssichere Abstimmungen oder Wahlen vom Smartphone aus, die Verfolgung und Verrechnung von Fotografen-Bildrechten im Internet, Transaktionen im Personen-Nahverkehr oder die Erfüllung von regulatorischen Vorgaben im Unternehmensbereich.

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