Die Lufthansa solle Teile der insolventen Air Berlin übernehmen und so "gestärkt" werden: Dafür sprach sich nach der deutschen Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) wortident auch CSU-Chef Horst Seehofer aus. Ins Rennen um eine Air-Berlin-Tochter, den Ferienflieger NIKI, will nun aber dessen Gründer Niki Lauda einsteigen.
KURIER: Die deutsche Politik will NIKI offenkundig Lufthansa zuschlagen. Wie wollen Sie da noch dazwischenfunken?
Niki Lauda: Also ganz so einfach läuft das ja nicht. Ich habe dem Insolvenzverwalter einen Brief geschrieben, dass ich mir das gerne anschauen würde. Letzte Woche habe ich spät die Antwort erhalten, dass ein Termin am Dienstag möglich wäre. Jetzt fahre ich einmal nach Deutschland und schaue, was dort los ist.
Sollten die Kartellwächter nicht eigentlich verhindern, dass NIKI an Lufthansa geht?
Ja, das wäre heller Wahnsinn. In Österreich hätten sie dann 90 Prozent Marktanteil, in Deutschland ungefähr 80 Prozent. Was das für die Flughäfen bedeutet, für Passagiere, für die Veranstalter – das wäre das Ärgste überhaupt, zurück in die Steinzeit. Die Politik hätte schon die Verantwortung, drauf zu schauen, dass es Wettbewerb gibt.
Unter welchen Voraussetzungen würden Sie ein Angebot legen? Sie haben die teuren Flugzeug-Leasingverträge bei NIKI immer scharf kritisiert.
Da ich keine Ahnung habe, was die letzten Jahre mit NIKI gemacht wurde, wäre es wichtig, in den Datenraum gehen zu dürfen. Wenn man die Zahlen gesehen hat, kann man logisch weiterdenken.
Wäre ein Gesamtverkauf von Air Berlin darstellbar, wie das der deutsche Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl angeboten hätte?
Das sehe ich als schwierig an, da hingen viele Dinge dran. Klar ist aber: Die Spaltungsversuche für Air Berlin machen primär für Lufthansa Sinn. Deren Plan war bis vor Kurzem, die gesamte NIKI zu übernehmen. Das wäre für den österreichischen Markt fürchterlich.
Was könnte ein realistischer Preis für NIKI sein?
Keine Ahnung. Ich weiß ja nicht, wie die Fluglinie heute dasteht.
Warum sind Sie nun doch wieder an NIKI interessiert? Weil Ihre Motorsportverträge mit Mercedes auslaufen?
Nein, meine Verträge laufen bis 2020, daran liegt es nicht. Der Gedanke ist mit der Insolvenz der Air Berlin aufgekommen, das hat alles verändert.
Was ist bei Air Berlin eigentlich schief gelaufen?
Die Air-Berlin-Probleme gibt es schon acht, neun Jahre. Das waren einfach gesagt Management-Fehler.
Sie würden sich zutrauen, NIKI wieder profitabel zu führen?
NIKI hat bis heute immer funktioniert und ist nicht insolvent. Ich kenne aber logischerweise die Zahlen der letzten zwei, drei Jahre nicht – das werde ich mir jetzt anschauen.
Foto: /FlyNiki.com
Aller guten Dinge sind womöglich drei? Die Ferienfluggesellschaft NIKI war bereits Niki Laudas zweite Airline-Gründung: Die 1979 gestartete Lauda Air wurde 2002 inmitten von großen Turbulenzen letztlich von der AUA übernommen.
Der Gründer meldete sich schon 2003 mit der Fluggesellschaft NIKI zurück, die aus der Pleite der deutschen Aero Lloyd erwuchs. 2004 übernahm Air Berlin einen kleinen Anteil, 2013 schluckte sie NIKI komplett. Jetzt sollte NIKI eigentlich an den Air-Berlin-Großaktionär Etihad verkauft werden, allerdings kam die Air-Berlin-Pleite dazwischen.