Der heimische Glücksspielkonzern Novomatic, zu 17,2 Prozent an den teilstaatlichen Casinos Austria beteiligt, plädiert dafür, das legale Automatenspiel in Wien wieder zu starten. Dabei geht es um so genannte VLTs (Video Lottery Terminals), die über einen zentralen Server miteinander verbunden sind. Die Casinos-Tochter Lotterien hat eine Konzession des Bundes, österreichweit bis zu 5000 dieser Geräte aufzustellen, beschränkte sich aber in der Vergangenheit auf rund 700. Nun stellten die Casinos 50 VLTs im Prater auf, was SP-Stadträtin Ulli Sima, wie berichtet, heftig kritisierte.
Tatsächlich aber dürfte es auf höherer Ebene eine Vereinbarung mit dem Rathaus geben. Novomatic-Chef Harald Neumann: "Die einzige Möglichkeit, aktiven Spielerschutz zu betreiben, ist reguliertes Glücksspiel. In Wien sind dem illegalen Glücksspiel seit dem Automatenverbot Tür und Tor geöffnet." Insgesamt 500 Geräte würden für Wien reichen, nicht in Wohngebieten und in der Nähe von Schulen, sondern in Randbereichen wie dem Prater, schränkt Neumann ein.
Für die Casinos-Gruppe fordert Neumann eine klare Strategie ein, die von den Großaktionären definiert werden müsse. Neben Novomatic sind die Staatsholding ÖBIB und die tschechische Sazka (größter Aktionär) die Haupteigentümer. Erstdann, so Neumann, könnte über den Verkauf der internationalen Tochter Casinos Austria International entschieden werden, an der Novomatic interessiert sei. Ebenso möglicherweise über einen Syndikatsvertrag mit den Tschechen.
Sazka wird übrigens demnächst der Grazer Wechselseitigen einen neunprozentigen Casinos-Anteil abkaufen, hat damit aber trotzdem noch nicht die Mehrheit.
Der Novomatic-Konzern des Industriellen Johann F. Graf wolle langfristig Casinos-Aktionär bleiben, betonte Neumann. Man sehe das Engagement als Finanzbeteiligung, deren Rendite nicht schlecht sei.
Das große Gaming-Business spielt sich aber ohnehin nicht in Österreich, sondern auf den internationalen Märkten ab. Die Novomatic hat ihren Fokus auf Europa und die USA ausgerichtet. Durch den Erwerb der australischen Ainsworth-Gruppe hat Novomatic derzeit einen US-Marktanteil von fünf Prozent, der in den nächsten Jahren verdoppelt werden soll.
Hohe Zuwachsraten werden im Online-Gaming eingespielt. In den USA allerdings ist das Gambeln um Geld im Netz verboten. Daher werden Lösungen forciert, bei denen Kunden mit virtuellen Währungen spielen. Novomatic betreibt das bereits für etliche Gross-Casinos, darunter die Hard-Rock-Gruppe, so Technik-Vorstand Thomas Graf am Rande der ICE, der weltweit größten Glücksspielmesse in London.
Der Novomatic/Konzern ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Im Vorjahr fuhr Novomatic wieder einen Rekordumsatz ein und steigerte die Einnahmen um zehn Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Die Beschäftigtenzahl erreichte ebenfalls einen neuen Rekordwert von 29.500 Mitarbeitern, davon 3500 in Österreich. Derzeit zählt der Konzern 300 Beteiligungen. Jetzt sei, so Neumann, die Phase der Konsolidierung gekommen.
Redaktioneller Hinweis: Der KURIER war auf Einladung von Novomatic in London.