"Schwarz wie der Tod", schimpfen Gegner. "Besonderen Wiedererkennungswert", sehen Befürworter. Über eine schwarz gestrichene Frühstückspension in Salzburg-Maxglan tobt, diskutiert und ärgert sich die ganze Stadt. Zu ändern ist daran allerdings nichts mehr, denn die Baubehörde hat das dunkle Einfärbeln genehmigt. "Im Bewilligungsantrag ist die Farbe, nicht unter Schwarz, sondern mit einer RAL-Nummer angegeben und ob das überlesen, oder absichtlich genehmigt worden ist, kann nicht überprüft werden", erklärt Alexander Würfl, Leiter des Salzburger Baurechtsamts.
Die Frage, ob sich Häuslbauer und Hausbesitzer tatsächlich jede Farbe erlauben können, steht seither im Dorf. Denn nicht nur in Salzburg-Maxglan, sondern in ganz Österreich sorgen violette, neon-gelbe und gift-grüne Häuser für Stimmung – im positiven und negativen Sinn.
Schlupflöcher finden sich nämlich in allen Bauordnungen von Vorarlberg über Salzburg bis nach Wien. Sie sind "schwammig", wie es Würfl für seinen Zuständigkeitsbereich salopp ausdrückt. "Die Judikatur sagt in Salzburg, dass das Stadtbild nicht gestört werden darf. Da das aber sehr schwer zu definieren ist, entscheidet letztlich der Geschmack des Gutachters mit", meint der Baurechts-Experte. Dadurch bestehe eine große Chance, gegen eine Ablehnung des Bürgermeisters vorzugehen und in zweiter Instanz eine Genehmigung für eine bestimmte Farbe zu bekommen.
Ähnlich formuliert sind auch die Bauordnungen der anderen Bundesländer. "In Wien steht die Einheitlichkeit im Vordergrund", erklärt Hannes Kirschner von der Wiener Baupolizei. In Vorarlberg muss laut Gesetzestext der Schutz des Orts- und Landschaftsbildes gewährleistet sein. Ausnahmen gelten für historische Schutzzonen, wie die Salzburger Altstadt oder den 1. Wiener Gemeindebezirk. "Anhand eines Bebauungsplans wird sehr streng beurteilt, welche Farben für Anstriche verwendet werden dürfen", erklärt Kirschner. In diesem Dokument verbieten, genehmigen und schreiben auch die Gemeinden in den Bundesländern bestimmte Farbtöne vor.
"Welche Farben an den Hausfassaden schlussendlich zu sehen sind, entscheidet jede Behörde individuell. Prinzipiell wird damit aber sehr liberal umgegangen", erklärt ein Mitarbeiter der Abteilung für Baurecht in Oberösterreich. Sollte doch einmal ein extremer Farbton wie Pink oder Neongrün abgelehnt werden, dann müsse ein Ortsbild-Gutachten durchgeführt werden. "Das kommt aber sehr selten vor", erzählt er weiter. Sein Nachbar habe beispielsweise ein dunkelblaues Haus und er selbst sei noch unentschlossen, welche Farbe seine Hausfassade schmücken wird.
Gute Nachrichten gibt es für all jene, die orange, blaue und gelbe Fassaden nicht mehr sehen können. Denn der knallige Farbtrend ist bereits vorüber. Wie ein Experte der Firma Baumit weiß, erobern schon bald dunkle Nuancen die österreichischen Gemeinden. "Neben dem traditionellen Weiß entscheiden sich immer mehr Hausbesitzer für warme Schlammtöne.
Erdige Farben folgen generell dem allgemeinen Natur-Trend und lösen den Hype um das kühle Grau ab. Außerdem strahlt ein komplett neuer Farbton namens Greige, eine Mischung aus Grau und Beige, von den Fassaden der hiesigen Gemeinden", erklärt der Farbspezialist. Schokoladebraun, dunkelstes Grün, Ocker und warme Pastelltöne sind ebenfalls gefragt. Wichtig sei, dass die Farben bedeckt sind, die schreienden Töne wolle niemand mehr. Gelb hingegen, habe sich zu einer absoluten Anti-Farbe entwickelt. "Umso heller und greller, desto schlimmer – gelbe Fassaden kann niemand mehr sehen", betont er.