Karl Neuhofer sitzt neben einem Heuhaufen im Wiener Café Museum und ist sichtlich stolz. Der Obmann der Arge Heumilch ist samt Kostproben, Heuhaufen und Mitarbeitern in die Stadt gekommen, um Bilanz zu ziehen und seine neue Tierwohl-Initiative vorzustellen.
Vor ein paar Jahren seien Heumilch-Bauern noch als "Hinterwäldler" verhöhnt worden, die "den Zug der Zeit verpasst" haben, sagt er. Jetzt ziehen sie ihren Kollegen wirtschaftlich davon. Die österreichischen Lebensmittelhändler haben 2017 mengenmäßig um sieben Prozent mehr Heumilch verkauft als noch im Jahr zuvor. Der Umsatz legte um knapp neun Prozent auf 125 Millionen Euro zu. Damit entwickelt sich das Segment deutlich besser als der Gesamtmarkt (3,3 Prozent Umsatzplus). Konsumenten sind offenbar bereit, für Qualität tiefer in die Tasche zu greifen – auch in Deutschland, wo Heumilch verstärkt zum Thema wird.
Das hat auch Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen, sagt Neuhofer: "In Deutschland haben Bauern plötzlich auf ihr Produkt Heumilch draufgeschrieben, wenn die Kuh nur bei einem Heuhaufen vorbeigegangen ist." So einfach geht das jetzt nicht mehr. Seine Arge hat 2016 Heumilch bei der Europäischen Kommission als "garantiert traditionelle Spezialität" (gtS) angemeldet. Wer unter diesem Label verkaufen will, muss die Standards einhalten, die die Arge Heumilch festlegt. Im Wesentlichen geht es um eine silofreie Fütterung ohne Gentechnik. Zudem werden ab März die Tierwohlstandards erhöht. Eine dauernde Anbindehaltung ist dann verboten, die Tiere müssen mindestens 120 Tage im Jahr Auslauf haben.
In Österreich liefern aktuell 8000 Bauernhöfe 480 Millionen Kilo Heumilch an die Verarbeiter. Das entspricht einen Anteil von 15 Prozent an der in Österreich produzierten Milchmenge. Zum Vergleich: Europaweit liegt die Quote bei nur drei Prozent.