Die ganz heiße Zeit hat Jörg Sitzenfrey (Bild), Vorstand der niederösterreichischen Rath AG vorerst einmal hinter sich: Die Preisverhandlungen für den Bezug der rund 300 verschiedenen Rohstoffe, die das Spezialunternehmen für die Erzeugung seiner feuerfesten Produkte 2018 braucht, sind abgeschlossen. Diese Preise für Korund, Silizium und die vielen anderen Rohstoffe, die Rath von Brasilien über Indien bis China einkauft, sind elementar für den Erfolg des Unternehmens, das neben Niederösterreich drei Werke in Deutschland, eines in Ungarn und zwei in den USA betreibt.
Für die Mitarbeiter von Rath in Krummnußbaum aber ist die heiße Zeit nie vorbei. In den Werkshallen müssen die Schamottsteine gebrannt werden. "Wir sind ständig auf 1000", sagt Sitzenfrey, "Grad", fügt er dann hinzu. Die Arbeit erfordert viel Feingefühl und vor allem Erfahrung. Die teigige Masse aus Tonerden und den Zusatzstoffen muss so gemischt und dann rissfrei gebrannt werden, dass die Kunden – allesamt aus Branchen, die mit Höchsttemperaturen arbeiten wie die Metall-, Glas- und Keramikindustrie – auch zufrieden sind. Das Endprodukt ist Schamott, hart wie Stahl – Siliziumkarbid: "Da schneidet man mit Diamantschneidern stundenlang, um durchzukommen", erklärt der Rath-Vorstand.
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Produktionsleiter Heinz Wallner weiß, was für stabile Qualität nötig ist: Eine langfristig stabile Belegschaft. "Viele unserer 85 Arbeiter hier im Werk arbeiten schon sehr lange für Rath", betont er. Die Qualität, für die diese Mitarbeiter stehen, ist wesentlich für den Verkaufserfolg, für den Sitzenfrey und seine Management-Kollegen stehen. Und so macht Rath aus den Kunden auch Dauerkunden: "65 Prozent unserer Abnehmer kaufen seit mehr als 25 Jahren bei uns", erklärt Sitzenfrey.
Die Billig-Konkurrenz aus China existiert für ihn denn auch nicht. "Wir stehen nicht im Wettbewerb mit chinesischen Anbietern", sagt der Rath-Vorstand. Denn Massenproduktion sei nicht das Geschäft des Unternehmens. Rath liefert auf Bestellung, und zwar Einzelfertigungen, die exakt auf die Bedürfnisse der Kunden passen: zum Beispiel einen Aluminiumschmelzofen für die Hütte in Klein Reichenbach in Niederösterreich oder einen Herdwagenschmiedeofen für das Werk von Andritz in Italien.
Sitzenfrey ist zufrieden, das Geschäft läuft gut. Der Umsatz ist in den ersten neun Monaten 2017 um 6,6 Prozent auf fast 62 Millionen Euro gestiegen, die Gewinnmarge vor Steuern und Abschreibungen konnte von 10,9 Prozent auf 11,3 Prozent angehoben werden. Kein Wunder, dass sich für ein Darlehen, das Rath Ende des Vorjahres aufgenommen haben, besonders viele Banken beworben haben. 35 Millionen Euro hat Rath von Banken bekommen. Damit wurden zum Teil teurere Altschulden zurückbezahlt, der andere Teil wird in die Expansion gesteckt. Zum einen wird das jüngste Geschäftsfeld, die Filter für Stickstoff-Emissionen, ausgebaut. "Das ist ein unglaublich wachsender Markt", erklärt Sitzenfrey. Eine dritte Produktionslinie soll heuer aufgenommen werden.
"Und wir sind auf der Suche nach Zukäufen", kündigt der Rath-Vorstand an. Sowohl in Europa als auch in den USA schaut sich Sitzenfrey nach passenden Unternehmen um. Von Asien will er sich eher fernhalten. Dort sei Größe gefragt, Rath aber ist ein Mittelständler. So gut wie jetzt ist es Rath nicht immer gegangen. Die Jahre nach der Finanzkrise 2008 waren durchaus schwierig für das Traditionsunternehmen, das inzwischen 127 Jahre alt ist. 2012 machte sich Sitzenfrey daran, die Produktpalette umzugestalten und den Vertrieb neu aufzustellen. "Es gab Bereiche, mit denen wir kein Geld verdient haben. Ein Werk für Feuerleichtsteine in Deutschland musste geschlossen werden, einige Leiharbeiter mussten gehen.
Jetzt aber scheinen die schwierigen Zeiten überstanden und die Jobs der insgesamt 533 Beschäftigten gesichert zu sein. Das zeigt auch der Aktienkurs der Rath AG, der in den Krisenjahren um die fünf Euro pendelte und sich inzwischen bei 17 Euro stabilisiert hat.