Langsam tuckern drei große Lkw-artige Fahrzeuge über die Wiesen im Marchfeld. Es sind sogenannte Impulsgeber, die Schwingungen in 4000 bis 6000 Meter Tiefe schicken, um ein Bild der Gesteinsschichten zu zeichnen.
Auftraggeber ist die OMV, die mit dieser "größten Seismik-Kampagne in der Geschichte des Unternehmens" neue Gaslagerstätten zu finden hofft. Das Projekt wird über die Wintermonate dauern und auf einer Gesamtfläche von 600 Quadratkilometern durchgeführt. Das Gebiet erstreckt sich vom Nordosten Wiens über den Großteil des Marchfelds bis nordöstlich von Schönkirchen im Bezirk Gänserndorf.
Schon jetzt kommen aus dem Raum zehn Prozent des Gas- und Ölverbrauchs in Österreich. Die Bewohner sind mit der Arbeit der OMV wohl vertraut. Immerhin ist der Konzern größter Arbeitgeber der Region. Sorgen, dass die Wellen der Impulsgeberfahrzeuge Erschütterungen auslösen könnten, seien unbegründet, betont die OMV. "Wir sind stets in engem Kontakt mit den Leuten, organisieren Bürgermeister-Treffen und Info-Kampagnen", heißt es. Die Impulse der Fahrzeuge seien nicht stärker zu spüren als eine vorbeifahrende Straßenbahn.
Größere Sorgen dürfte der OMV die Nord Stream 2-Pipeline verursachen, die sie mitfinanziert. Die Gasleitung von Russland nach Deutschland, die die russische Gazprom baut und die von sechs europäischen Energiekonzernen mitfinanziert wird, stößt auf Gegenwind aus den USA. Außenminister Tillerson bekräftigte am Wochenende bei seinem Polen-Besuch, die Leitung bedrohe Europas Energiesicherheit, weil sie die Abhängigkeit von Russland erhöhe. Tillersons Worte werden in Polen mit Wohlgefallen aufgenommen. Denn Polen ist stets Russland-kritisch und will, dass die USA die Pipeline in die Russland-Sanktionen aufnimmt.