Der Wiener Großhandel kämpft mit sinkenden Umsätzen. Seit vier Jahren sind die Zahlen rückläufig, zuletzt hielt man bei 61 Mrd. Euro. Dazu kommt, dass die Unternehmer mit schrumpfenden Gewinnmargen konfrontiert sind, sagte Karl Kristian Göde, Vorsitzender der ARGE Großhandel in der Wiener Wirtschaftskammer, am Montag in einer Pressekonferenz. Chancen sieht er in der Digitalisierung.
Wobei die Digitalisierung freilich auch ein Problem für die Unternehmer darstellt. Denn Portale wie Amazon oder Alibaba ermöglichten es Produzenten, ihre Waren verstärkt direkt den Endkunden bzw. den Einzelhändlern zu verkaufen und so den Großhandel zu umgehen.
Dieser müsse also das Internet ebenfalls für seine Zwecke zu nutzen versuchen, so die Schlussfolgerung. Als Beispiele wurden etwa eigene Webshops genannt, um ebenfalls Endkunden direkt anzusprechen. Denkbar wäre es auch, durch digitale Tools etwa Logistikservices wie eine Direktbelieferung von Endkunden im Corporate Design des Einzelhandelspartners anzubieten.
Grundsätzlich gehe es darum, mit einem Mehrwert bzw. Rundum-Paketen zu attraktiven Preisen aufzuwarten, sagte Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria, die im Auftrag der Kammer eine Studie zum Thema gemacht hat. Die Herausforderung: Vor allem kleine Unternehmen seien "noch nicht alle in der Digitalisierung angekommen", den Mitarbeitern fehle es an den "nötigen Skills".
Was Amazon und Co. anbelangt, forderte Handelsspartenobmann Rainer Trefelik gleiche Spielregeln für alle Marktteilnehmer. Er wünscht sich eine Besteuerung digitaler Betriebsstätten. Denn Webplattformen seien derzeit sehr undurchsichtig und - anders als stationäre Betriebe - für die Steuerbehörden nicht greifbar, beklagte Trefelik.
Derzeit gibt es in Wien 5.700 Unternehmen im Großhandel. Sie beschäftigen 55.000 Mitarbeiter.