Dank der Megadeals um Buwog/Vonovia und Signa/Kaufhof ist der Übernahmemarkt mit Österreich-Beteiligung 2017 summenmäßig auf ein Zehnjahreshoch geklettert. Während die Zahl der Transaktionen von 354 auf 346 etwas schrumpfte, stieg das Volumen um zwei Drittel von 10,7 auf 17,7 Mrd. Euro, errechnete der Berater EY.
Davon entfiel mehr als die Hälfte (8,9 Mrd. Euro) auf die zwei größten Transaktionen des Jahres, die beide im Immobiliensektor über die Bühne gingen. Der deutsche Wohnungskonzern Vonovia wird für die heimische Buwog 5,6 Mrd. Euro auf den Tisch legen. Das wäre nach der Bank-Austria-Übernahme um 12,5 Mrd. Euro durch die italienische UniCredit im Jahr 2006 der zweitgrößte M&A-Deal (Mergers & Acquisitions) mit Austro-Beteiligung aller Zeiten, so EY am Montag.
Den zweitgrößten Kauf tätigte der Tiroler Immobilienmilliardär Rene Benko. Seine Signa Holding zahlte 3 Mrd. Euro für die deutsche Galeria Kaufhof und 63 Prozent der Kaufhof-Immobilien. Der drittgrößte Deal war die Übernahme von UPC durch T-Mobile um 1,9 Mrd. Euro.
Bei 38 Prozent der Transaktionen übernahmen ausländische Investoren Firmen oder Firmenteile in Österreich, in knapp 34 Prozent der Fälle kauften heimische Unternehmen im Ausland zu. Der Rest (28 Prozent) waren reine Österreich-Deals.
Der attraktivste Zielmarkt für heimische Unternehmen war mit Abstand Deutschland - und umgekehrt. Fast drei von zehn Transaktionen gingen auf das Konto deutscher Unternehmen, gefolgt von Investoren aus der Schweiz und den USA. Heimische Unternehmen tätigten ebenfalls in Deutschland die meisten Übernahmen (36 Prozent), weiters in Italien, Polen und der Schweiz.
In den kommenden Monaten dürfte sich der Übernahmemarkt weiter rasant entwickeln, glaubt EY-Expertin Eva-Maria Berchtold. "Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der hohen Liquidität im Markt suchen Investoren weiterhin intensiv nach renditeträchtigen Anlagen und attraktiven Übernahmezielen." Immobiliendeals dürften im Fokus bleiben; 2017 gab es volumsmäßig die meisten Deals im Immosektor (70 Prozent). Gleichzeitig interessierten sich Investoren für Technologiefirmen, so Berchtold. Insbesondere Handelsunternehmen wollen sich durch Zukäufe fit für das digitale Zeitalter machen, um der wachsenden Online-Konkurrenz die Stirn zu bieten.