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Der Mann hinter Niki Lauda

28-01-2018, 06:00

Die Konkurrenz war zu den finalen Verhandlungen im Übernahmekampf um die insolvente Airline NIKI mit großen Teams angerückt. Niki Lauda hatte in der dramatischen Verhandlungsnacht neben einem Ex-Manager von NIKI nur Haig Asenbauer mit dabei. Das Ergebnis ist bekannt: Lauda ging im Morgengrauen vor IAG/Vueling und Ryanair über die Ziellinie. Er hatte zwei der größten Luftfahrtkonzerne Europas geschlagen.

Die Formel-1-Legende und der 50-jährige Anwalt sind seit einem Vierteljahrhundert ein unzertrennliches Team. Zusammengeschweißt durch Erfolge, aber auch durch Krisen. Egal, ob Luftfahrt, Formel 1 oder Sponsoringverträge – Asenbauer ist immer mit an Bord. Er ist der Mann hinter Lauda, der im Gegensatz zum Medienstar Niki Nazionale in der Öffentlichkeit ein Unbekannter ist.

Basis der engen Zusammenarbeit ist ein großes Grundvertrauen. Der KURIER erreicht Lauda in Frankfurt, wo er mit der Lufthansa die Details der Flugzeug-Rückstellungen verhandelt. An seiner Seite – selbstverständlich Asenbauer. "Ich arbeite seit 1991 mit Haig zusammen, er sitzt auch in meiner Stiftung. Logischerweise hat sich da ein gewisses Vertrauen aufgebaut", erzählt Lauda und betont: "Ich habe keine Freunde und nur ganz wenig Leute, denen ich hundertprozentig vertraue. Außer meiner Frau Birgit und Haig". Wer Lauda kennt, weiß um die Bedeutung einer solchen Aussage.

Der Sohn eines Österreichers und einer Armenierin, die mit 18 nach Wien gekommen war, um Chemie zu studieren, begann 1991 als Konzipient in der Kanzlei Schuppich, Sporn & Winischhofer. Lauda war bereits Klient von Sporn, einem der Sirs unter den Wiener Anwälten. Der junge Kanzlei-Neuling durfte ins Verkehrsministerium mitgehen, wo Sporn ein Problem für Lauda zu lösen hatte. Im düsteren Espresso des Ministeriums schüttelte er dem damals schon höchst prominenten Formel-1-Weltmeister erstmals die Hand und war tief beeindruckt: "Niki strahlte damals wie heute eine unglaubliche Ruhe und Nüchternheit aus. Gleichzeitig ist er sehr entscheidungsfreudig. Doch er entscheidet nicht hektisch, sondern nach ruhiger, sachlicher Analyse. Das ist das eigentlich Faszinierende an ihm".

Eingespieltes Duo

Der Junganwalt und Lauda wurden bald ein eingespieltes Duo. Asenbauer ging 1997 in den Vorstand von Laudas Privatstiftung. Zwei Jahre später eskalierte der Streit mit den AUA-Chefs über die Lauda Air, an der die teilstaatliche AUA beteiligt war. Die AUA-Vorstände wollten Lauda schon lange loswerden und warfen ihm auch persönliche Verfehlungen vor. Etwa, dass er seinen Privatjet von der Lauda Air betreiben lasse oder sich gemeinsam mit DO&CO-Chef Attila Dogudan beim Catering Kick-backs hole. Asenbauer boxte Lauda souverän durch dieses Hauen und Stechen und die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten um die Abfindung.

Dazwischen arbeitete Asenbauer, der in Wien und New York Jus studiert hatte und in Krems noch Europarecht nachlegte, für die alte Staatsholding und beriet die Granden der ÖIAG über die EU-Regeln bei Privatisierungen. "Für mich als jungen Anwalt war das eine tolle Erfahrung", erinnert er sich an die Verkäufe von AT&S und den Salinen an Hannes Androsch.

"Er ist ein blitzgescheiter Anwalt. Aber kluge Anwälte gibt es viele. Er hat auch Unternehmergeist. Mit ihm an der Seite kommt man rasch zu Entscheidungen, weil er die rechtliche und die unternehmerische Seite abdeckt", kommt der sonst mit Komplimenten eher sparsame Lauda beinahe ins Schwärmen. Haig sei außerdem "ein Tüftler bis zum bitteren Ende. Wenn wir manchmal abends ohne eine Lösung auseinandergehen, hat er am nächsten Tag in der Früh’ einen neuen Weg gefunden. Das ist seine Stärke". Diese Stärke bewies der Jurist zuletzt in der Aufholjagd um NIKI. An einen Sieg von Lauda hatten auch seine größten Fans nicht mehr so recht geglaubt.

Asenbauer kennt die Airline gut, er war von der Gründung 2003 bis zum Ausstieg Laudas 2011 dabei. Zwischendurch wickelte er den Kauf der Bedarfsfluggesellschaft Amira von Investor Ronny Pecik ab, die in LaudaMotion umbenannt wurde. Was sich im Wettrennen um NIKI als enormer Vorteil herausstellen sollte, weil Lauda damit die Flugbetriebsgenehmigungen für NIKI rascher als alle anderen Bieter bekommt.

Inzwischen hat Asenbauer auch Expertise im Formel-1-Business, er machte alle Verträge, zuletzt die Vereinbarungen mit Mercedes. Ebenso wie den Moderatorenvertrag mit RTL, der demnächst ausläuft. Wären noch die Verhandlungen mit den Kapperl-Sponsoren. Der Novomatic-Vertrag wurde verlängert.

Foto: KURIER/Franz Gruber Nach der dramatischen Verhandlungsnacht stieg Asenbauer am Morgen mit Dogudan in den Flieger nach Istanbul. Solche Einsätze ist der Jurist gewohnt. Auch für den Selfmade-Unternehmer und Konzernboss Dogudan ist er mehr als nur ein Anwalt. Beim Gourmetkonzern war er fünf Jahre als Chief Investment Officer im Vorstand.

Als Dogudan expandierte, waren die Gesprächspartner oft irritiert, dass Asenbauer von Beginn an präsent war. Man sei noch gar nicht soweit, um Verträge aufzusetzen und Dogudan rücke schon mit Anwalt an. Daher dockte Asenbauer während der Expansionsphase als Vorstand an. Er zog für den Konzern 2010 auch den Börsegang in Istanbul durch.

Wie unterscheiden sich Lauda und Dogudan?

"Niki hat die nüchterne Ruhe weg. Attila ist etwas emotionaler". Lauda sei bei NIKI in der Frühe ins Büro gekommen, "hat gefragt, was los ist und dem Management gesagt, was er will. Dann ist er gegangen. Er delegiert wirklich". Dogudan dagegen gehe nicht, "sondern steht mittendrin und managt. Er leitet einen Konzern, der sich über 16 Stunden Zeitunterschied spannt, von Korea bis Los Angeles".

Mit Lauda verbindet Asenbauer auch Privates. Er ist Vater von zwei Zwillingspärchen (zwei 10-jährige Mädchen und zwei Buben mit eineinhalb Jahren). Laudas Zwillinge sind acht Jahre. Bei der Heirat mit Birgit machte Asenbauer den Trauzeugen. Nach einer halben Stunde war die Hochzeit schon wieder vorbei.

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