Autofahrer haben es schon bemerkt: Sprit kostet wieder um einiges mehr als noch vor Jahreswechsel – und die Tendenz zeigt weiter nach oben. Der Grund dafür liegt in steigenden Rohölpreisen.
Am Donnerstag kletterte der Preis für das Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent auf 71,2 Dollar. Vor einem Jahr kostete es 55 Dollar. Hinter dem Preisanstieg sehen Marktkenner mehrere Gründe: Erstens den Wertverfall des US-Dollar. Dadurch wird Öl, das in Dollar notiert, für Anleger außerhalb der USA günstiger.
Zweitens die stärkere Nachfrage. Seit offensichtlich ist, dass die Weltkonjunktur einen Gang zulegt, zieht auch der Bedarf an Rohöl an. Tamas Pletser, Ölanalyst der Erste Group, erwartet, dass die Nachfrage nach Rohöl heuer das prognostizierte Plus von 1,3 Millionen Fass pro Tag überschreiten wird. Schon 2017 lag der Zuwachs mit 1,5 bis 1,6 Millionen Fass pro Tag den Erwartungen von 1,2 Millionen Fass. Und drittens limitiert die Fördervereinbarung zwischen OPEC und Nicht-OPEC-Staaten das Angebot.
Was Ölexperten aber am meisten beunruhigt, ist der schwelende Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Beide Staaten sind Öl-reich und traditionelle Feinde, die ihre Konflikte über Stellvertreterkriege in Syrien und dem Jemen austragen. Die internen Reformen in Saudi Arabien tragen auch nicht zur Beruhigung des Ölmarktes bei. Denn sie erhöhen die Spannungen im Land – mit unsicherem Ausgang, wie Pletser betont.
Die mit höherem Ölpreis steigende US-Schieferölproduktion sollte die Teuerung beim Öl einbremsen. Wenn sich der Konflikt im Nahen Osten nicht weiter verschärft, sollte sich der Ölpreis bei 70 Dollar einpendeln.