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Machtspiele rund um die Draghi-Nachfolge beginnen

25-01-2018, 17:17

Die Amtszeit von Mario Draghi als Chef der Europäischen Zentralbank endet zwar erst mit Oktober 2019. In Wahrheit ist das Rennen um seine Nachfolge aber voll entbrannt. Warum? Weil Ende Mai 2018 sein Vize, der Portugiese Vitor Constancio, abtritt. Und mit dessen Nachfolge wird indirekt über den Chefsessel mitentschieden.

Schuld ist der diffizile Interessen-Ausgleich: Ein Italiener an der EZB-Spitze und ein Portugiese als Vize, das gilt aus deutscher Sicht als einmaliger Betriebsunfall. Rückblende: Zwei Südeuropäer an der Spitze waren nur deshalb möglich, weil 2011 der Top-Anwärter für den EZB-Chefposten, der Deutsche Axel Weber, einen überraschenden Rückzieher machte. Später sagte er, er hätte wegen der Schuldenkrise eine Geldpolitik mittragen müssen, die er nicht verantworten wollte. Tatsächlich dürfte sein miserabler Umgang mit der Affäre um Aussagen seines Bundesbank-Kollegen Thilo Sarrazin mitgespielt haben.

Bundesbank

Topfavorit für die Draghi-Nachfolge ist nun der Deutsche Jens Weidmann (BIld), Webers Nachfolger an der Bundesbank-Spitze. Geringere Chancen werden den EZB-Räten François Villeroy de Galhau und Klaas Knot eingeräumt – allerdings waren die Franzosen und Niederländer schon an der Reihe (mit Jean-Claude Trichet und Wim Duisenberg). Eher als Außenseiter gilt Philip Lane (Irland).

Foto: EPA

Als Vizechef rechnet sich Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos beste Chancen aus. Dahinter könnte eine Absprache stecken: Sein Land und Deutschland hätten mit nur einem weiteren Euroland eine Sperrminorität, könnten also jeden anderen Kandidaten blockieren. Die Frage ist, ob sich die SPD hinter eine Kandidatur des konservativen Weidmann stellen würde.

Euro-Stärke

Bei der EZB-Sitzung am Donnerstag ließ Mario Draghi die Leitzinsen unverändert. Zur jüngsten Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar sagte er, dass "die derzeitige Wechselkursvolatilität eine Unsicherheitsquelle darstellt, die eine genaue Beobachtung erfordert".

US-Finanzminister Mnuchin hatte in Davos gesagt, ein schwächerer Dollar sei gut für die USA , weil es die Exporte anschiebt. Ein Tabubruch: Seine Vorgänger hatten stets betont, dass ein starker Dollar im Interesse der USA sei.

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