Die langfristige Zukunft des Automobils liegt im Wasserstoffantrieb, erwartet voestalpine-Chef Wolfgang Eder. Denn batteriebetriebene Fahrzeuge brächten nicht das gewünschte Maß an Nachhaltigkeit. Auch wenn im Moment viel Geld in die Infrastruktur für strombetriebene Fahrzeuge gesteckt werde, forsche die Autoindustrie heftig an Wasserstoff-Lösungen. Und auch die voestalpine sei hier sehr aktiv.
Die voestalpine macht derzeit fast ein Drittel des Umsatzes mit Zulieferungen an die Autoindustrie. Trotz boomender Nachfrage will Eder den Anteil unter 40 Prozent halten, um nicht von einer Sparte zu sehr abhängig zu werden. Dabei könne sein Unternehmen auch bei batteriebetriebenen Autos Produkte beisteuern, die die Konkurrenz nicht im Programm habe. Dazu gehört der Rahmen, mit dem die Batterien im Auto fixiert werden.
Dafür entwickelt die voestalpine einen Spezialstahl, der zehn Mal so hart ist wie normaler Stahl (2.000 Megapascal anstelle von 200 bis 400 Megapascal). Noch sei man bei 1.600 Megapascal, aber "wir sind zuversichtlich, dass wir das in den nächsten zwölf Monaten schaffen, denn in 18 Monaten müssen wir liefern", so Eder.
Das extrastabile Material soll bei einem Unfall Verformungen und damit einen Brand verhindern. Mit 14 Autoherstellern gebe es Gespräche für die Zulieferung dieses Materials. Die Voest liefert aber auch besonders dünne Stahlbänder (0,25 bis 0,30 mm dick) für Elektromotoren und andere Leichtbaukomponenten.
Noch hat Wasserstoff das Problem, dass er hoch explosiv ist. Bis 2035 rechnet Eder damit, dass Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit Wasserstoff aus dem Weg geräumt sind. Bis dahin hofft die voestalpine auch in der großindustriellen Produktion von Wasserstoff tätig zu sein. Das erste große Pilotprojekt ist vor kurzem genehmigt worden und sollte 2019 mit der Produktion beginnen; geht alles gut soll etwa 2021 eine "wesentlich größere" Anlage folgen und wenn man auch da die Technologie im Griff hat, ist "Ende der 2020er Jahre" eine Großanlage geplant.
Foto: REUTERS/HEINZ-PETER BADER Eder hat früher schon klargemacht, dass die voestalpine als Stahlerzeuger die CO2-Vorgaben langfristig nicht mit fossilen Brennstoffen einhalten könne. Wenn die voestalpine ganz von Kokskohle auf Strom umstellte, würde das Unternehmen in etwa 50 Prozent des österreichischen Strombedarfs zusätzlich brauchen, also 30 neue Donaukraftwerke. Da wäre der Umstieg auf Wasserstoff eine ökologisch und energetisch interessante Alternative. Auch das neue Werk in Texas ist bereits so gebaut, dass Wasserstoff zumindest beigemischt werden kann.
Eder wünscht sich auch von der österreichischen Regierung eine "Ansage", dass der Umstieg auf Wasserstoff gefördert wird. Wobei es nur um eine Förderung für den Umstieg, nicht um eine dauerhafte Unterstützung gehe, versicherte er am Montagabend vor Journalisten in Wien.