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Das zähe Ringen um die Airline NIKI

22-01-2018, 23:15

Am Montagnachmittag setzte sich der Gläubigerausschuss in Österreich zusammen und evaluierte die Angebote für die insolvente Airline NIKI. Der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG/Vueling hatte ebenso wie Airline-Gründer Niki Lauda nochmals ein Offert abgegeben. Insider spekulierten, wie berichtet, darüber, dass auch Europas größte Billig-Airline Ryanair geboten haben dürfte.

Nerven und Sitzfleisch waren angesagt: Gegen Mitternacht wurde noch immer heftig verhandelt.

Vueling hatte im Dezember den Zuschlag erhalten, mit der Eröffnung eines Konkursverfahrens auch in Österreich hieß es jedoch wieder, zurück an den Start. Dem neuerlichen Verkauf muss auch der deutsche Gläubigerausschuss zustimmen.

Sollte Vueling nicht zum Zug kommen, muss der neue Käufer zusätzlich zum Kaufpreis für NIKI drei Millionen Euro an Vueling überweisen. Diese Summe hat NIKI seit dem Grounding der Flugzeuge verbraucht, um die Airline überhaupt betriebsfähig zu erhalten.

Die gesamten Verbindlichkeiten von NIKI belaufen sich mittlerweile auf rund 150 Millionen Euro. Wie ist das bei einer Airline möglich, die 2016 noch einen Gewinn in der Größenordnung von 6,578 Millionen Euro ausgewiesen hatte?

Im Jahr zuvor hatte die Air-Berlin-Tochter, die ab dem zweiten Jahr seit ihrer Gründung immer positiv flog, noch einen kumulierten Gewinn von knapp 33 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Diesen Überschuss hatte die wirtschaftlich kaputte Mutter abkassiert.

Aktuell weist NIKI gegenüber Air Berlin in Summe Verbindlichkeiten von mehr als 60 Millionen Euro aus. Wie es dazu kommen konnte, ist Experten ein Rätsel. Im Vorjahr hatte NIKI gegenüber Air Berlin nämlich noch Forderungen von mehr als 69 Millionen Euro ausgewiesen. Diese Forderungen stammten aus den Ticketerlösen, die NIKI zustanden, aber von Air Berlin einbehalten wurden.

Der Lufthansa-Tochter Eurowings schuldet NIKI rund 50 Millionen Euro. Die Lufthansa hatte, während das Wettbewerbsverfahren in Brüssel im Laufen war, pro Woche fast 10 Millionen Euro in NIKI gesteckt. Dann kam das Nein der Wettbewerbshüter, die Lufthansa will nun ihr Geld zurück.

Desaströses Leasing

42 Millionen Euro fordert der deutsche Reiseriese TUI ein. Basis ist ein Leasingvertrag zwischen der Airline-Tochter TUIfly und Air Berlin über 14 Flugzeuge. Dieser Vertrag soll für Air Berlin desaströs gewesen sein und einer der größten Verlustbringer. Pro Jahr bescherte das Leasing Air Berlin 50 Millionen Euro Verlust. Weshalb der Leasingvertrag der Österreich-Tochter NIKI umgehängt wurde.

Das Vermögen von NIKI besteht de facto nur noch aus den Slots. Vor allem die Start- und Landerechte in Spanien und in Deutschland sind sehr begehrt. Zuletzt hatte NIKI lediglich zwei Flugzeuge in Wien stationiert, der Großteil des Verkehrs wurde ab Deutschland geflogen. In Österreich blieben NIKI nur noch touristische Destinationen. Alle auch für Geschäftsreisende interessanten Städteverbindungen wurden gestrichen. Zweites großes Asset von NIKI sind die 1000 gut ausgebildeten Mitarbeiter. Der Großteil hat schon Jobangebote.

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