Die mit Anlauf angekündigte Großpleite des Wiener Immobilienentwicklers WW Holding AG, Mutterfirma der neuen Wienwert AG, zieht bereits weite Kreise. Am Freitagnachmittag lag laut Creditreform noch kein Insolvenzantrag bei Gericht vor. "Die Holding selbst hat ja nichts, außer der Beteiligung an der Wienwert AG", sagt Creditreform-Experte Gerhard Weinhofer zum KURIER. "Ich sehe daher große Gefahr für alle Gläubiger, insbesondere für die Anleihezeichner."
Die Firmen-Umgründung im Wienwert-Reich soll nicht nur unter den Anleihenzeichnern für viel Verwirrung sorgen. Die alte Wienwert Holding, heißt heute WW Holding AG und es gibt eine 99,99-Prozent-Tochter, die neue Wienwert AG. Die neue Wienwert AG soll von der Insolvenz unmittelbar nicht betroffen sein. Sie ist aber das einzige Asset der mutmaßlich insolventen WW Holding und muss jetzt in der größten Not verkauft werden.
Ob das alles so getrennt werden kann, wird wohl erst der Insolvenzverwalter der WW Holding AG klären müssen. Darunter auch die "Übertragung" der Marke "Wienwert" von einer auf die andere Gesellschaft. Dieser Umstand ist auch Gegenstand von Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Die Vorwürfe werden bestritten.
Die alte Wienwert, die heute WW Holding AG heißt, hat derzeit 15 Anleihen auf dem Markt, die neue Wienwert AG zwei. Unklar ist, ob es bei letzteren Anleihen um ein Volumen in Höhe von fünf Millionen oder sogar acht Millionen Euro geht. Eine verlässliche Angabe über die Zahl der betroffenen Kleinanleger gibt es bisher nicht. Gruze sagte im profil, dass 900 Investoren mit 35 Millionen Euro betroffen sind.
Laut Wienwert-Stakeholdern betragen die Anleiheverbindlichkeiten rund 32,5 Millionen Euro. Die WW Holding hat für 2017 noch keine Bilanz im Firmenbuch hinterlegt. Dem Vernehmen nach wurde im Zuge der Erstellung der Bilanz 2016 eine positive Fortbestehungsprognose erstellt. Darin soll für den Pleitefall eine fiktive Insolvenzquote in Höhe von 13 Prozent errechnet worden sein.
Foto: WIENWERT "Die Immobilien sind mit Krediten finanziert, die Banken haben in der Regel Pfandrechte auf den Liegenschaften", sagt ein Insider. Da im Vorjahr vier Immobilien ad hoc verkauft wurden, könnte der Haftungstopf weiter geschrumpft sein.
Bei solchen Notverkäufen werden in der Regel keine Top-Erlöse erzielt. Im Gegenteil. "Sie haben einiges verkauft, unter den Werten, die sie publiziert hatten", behauptet Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA). "Wienwert hat eine problematische Vergangenheit und war eigentlich nur ein Torso einer Immobiliengesellschaft. Der Name Wienwert war das Beste an diesem Unternehmen."
Wienwert-Chef Gruze habe ihm angeboten, in den Aufsichtsrat einzuziehen. Rasinger: "Ich habe das abgelehnt." Gruze habe seine angeblich "guten Kontakte zur Stadt Wien in den Vordergrund" gestellt". Laut Rasinger müssten sich alle Anleger, die in Wienwert-Anleihen investiert haben, selbst an der Nase nehmen. "Das war hoch riskant", sagt der Anlegervertreter. "Es gab in der Vergangenheit immer wieder Warnhinweise." Fakt ist: Es ist nach wie vor unklar, welche Assets in der operativen Wienwert AG gebunkert sind.
Foto: SK Rapid Wien Wienwert hat das Geld mit vollen Händen ausgegeben. "Die Wienwert AG und der SK Rapid Wien haben eine Sponsoringvereinbarung über einen Betrag in Höhe von 500.000 Euro mit einer Laufzeit über die nächsten drei Saisonen abgeschlossen", verkündete Rapid im Juni 2016 stolz. Drei Saisonen sind aber noch nicht gespielt. Also stellt sich die Frage, was ist noch offen?
Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek erkärt in einer schriftlichen Stellungnahme an den KURIER knapp: "Die im Sommer 2016 begonnene Kooperation mit der Firma Wienwert ist zu unserer Zufriedenheit verlaufen ist und wir haben von der wirtschaftlich herausfordernden Situation bisher lediglich via Medienberichte erfahren haben."