Der Wirtschaftswissenschafter und ehemalige WIFO-Chef Karl Aiginger hat eine kritische Bilanz des gestrigen "Dieselgipfels" im Verkehrsministerium gezogen. Dass der Umstieg auf neuere Dieselautos propagierte wird, ist für ihn das falsche Zeichen. "Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt, mit dieser Technologie geht es nicht weiter. Der Totalausstieg ist möglich", so Aiginger.
Er fordert die Wiederbelebung des Emissionshandels, Steuern auf Flug- und Schifffahrt sowie die Orientierung von Freihandelsabkommen an ökologischen Kriterien. Eine Wende in der Verkehrspolitik hin zu einer Ökologisierung wäre mittelfristig "günstiger als das dahinwurschteln", so Aiginger. "Die Frage, ob Benzin oder Diesel besser ist, ist die falsche Frage", stellte er am Mittwoch bei der Präsentation der VCÖ-Publikation "Ausgeblendete Kosten des Verkehrs" fest.
Der Verkehr sei nämlich nicht nur für ein Viertel der Emissionen verantwortlich, im Gegensatz zu anderen Sektoren würden hier auch noch die Emissionen deutlich steigen, warnt der ehemalige WIFO-Chef Aiginger, der nunmehr Leiter der "Querdenkerplattform Wien-Europa" ist.
VCÖ-Experte Markus Gansterer rechnete im gemeinsamen Pressegespräch vor, dass Österreichs Privathaushalte jährlich mehr als 18 Mrd. Euro für das Auto ausgeben. Alleine die Ölimporte für den Verkehr hätten seit dem Jahr 2010 mehr als 30 Mrd. Euro gekostet. Im Schnitt würden 14 Prozent des Haushaltseinkommens ins Auto fließen, was dem 13-fachen der Ausgaben für Bildung entspreche.
Und auch beim Schwerverkehr liege vieles im Argen, etwa Lohndumping durch die Auslagerung der Frachtunternehmen ins Ausland. "Während in Österreich der kollektivvertragliche Mindestlohn 1.501 Euro für den Lkw-Verkehr beträgt, ist dieser in Ungarn mit nur 358 Euro um 76 Prozent niedriger", so Gansterer.