An der Zahlungsmoral der Unternehmen kann man ablesen, wie gut es der Wirtschaft tatsächlich geht. Eine neue Umfrage des Wirtschaftsinformationsdienstleisters KSV1870 unter 2000 Firmen quer durch alle Branchen zeigt, dass acht von zehn Großunternehmen, sieben von zehn Mittelständlern und sechs von zehn Kleinunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als "sehr gut" oder "gut" bezeichnen.
"Eine so positive Stimmung gab es in der Vergangenheit noch nie. Bei den größeren Unternehmen mit 300 bis 500 Mitarbeitern ist die Euphorie am größten", sagt KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral zum KURIER. Rund 48 Prozent der Firmen verzeichnen steigende Umsätze, das ist ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Lediglich sechs Prozent der Firmen beklagen schlechte Geschäfte, dieser Wert hat sich fast halbiert. Von den befragten Großunternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz hat kein einziges seine Lage als "schlecht" eingestuft.
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"Wir sehen, dass die Nachfrage in der Bauwirtschaft, in der Dienstleistungsbranche und in der Sachgüterproduktion massiv steigt", sagt Vybiral. "Einerseits trägt die Exportwirtschaft maßgeblich zur guten Lage bei, andererseits lassen sich die Unternehmen vom innenpolitischen Geplänkel nicht irritieren, sondern sie konzentrieren sich auf ihr Wachstum."
Österreich profitiert dabei aber auch, so fügt der Experte hinzu, von der guten Konjunktur in Deutschland und der engen Vernetzung der heimischen Firmen mit der deutschen Wirtschaft.
Zurück zur Zahlungsmoral der Unternehmen. Sie pendelte sich heuer auf dem guten Vorjahresniveau ein. In der Regel dauert es 29 Tage, bis Unternehmen ihre offenen Rechnungen begleichen. Vor 20 Jahren waren es noch 40 Tage.
Laut der zweiten EU-Zahlungsverzugsrichtlinie, die im März 2013 auch hierzulande in Kraft trat, sind Unternehmen, Bund, Länder und Gemeinden verpflichtet, binnen 30 Tagen ihre offenen Rechnungen zu bezahlen.
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Die öffentliche Hand hat zum Teil noch immer eine schlechte Zahlungsmoral. Der Bund zahlt nach 37 Tagen seine Rechnungen, die Länder nach 36 Tagen. Letztere haben sich aber im Vergleich zu 2016 um einen Tag verbessert. Indes haben sich die Gemeinden zu Musterschülern gemausert: Sie verkürztem die Zahlungsdauer im Schnitt um zwei Tage auf 30 Tage, die Gemeinden in Salzburg und Oberösterreich (siehe Grafik) sogar um eine Woche.
"Wir sehen, dass in den Gemeinden eine Professionalisierung des Geschäftsgebarens voranschreitet", sagt Vybiral. "Die Gemeinden sind näher an den Lieferanten dran. Sie kennen die Firmen, weil sie oft aus derselben Gemeinde kommen und sind ihnen im Wort. Die Bürgermeister versuchen, die regionale Wirtschaft zu unterstützen."