Tradition kann ein Vorteil sein, ist aber kein Garant fürs Geschäft. Diese Erfahrung haben auch die Modemacher aus dem Hause C&A gemacht.
Mit serienmäßig hergestellter, leistbarer Kleidung ist das deutsch-niederländische Modehaus groß geworden. Und parallel dazu seine Eigentümer, die Familie Brenninkmeijer, reich. Auf 20 Milliarden Euro wird das Familienvermögen aktuell geschätzt. Trotzdem hält sich die Freude am Modezirkus offenbar in Grenzen. Angeblich wollen die Brenninkmeijers verkaufen – laut Spiegel-Informationen an einen Interessenten aus China.
Langweilig dürfte es dem Familien-Clan so schnell trotzdem nicht werden. Insider gehen davon aus, dass sich die Brenninkmeijers lediglich vom Modehandel verabschieden, der nur ein Teil ihres Imperiums ist. Die Familie besitzt zudem Hunderte Immobilien in besten Lagen sowie ein weit verzweigtes Netzwerk an Firmenbeteiligungen.
Die goldenen Zeiten von C&A sind wohl vorbei. Der Firmenname steht für "Cheap&Awful (billig und hässlich), ätzte die Konkurrenz schon vor zwanzig Jahren. Dass mehr als 60 Familienmitglieder im Konzern mitreden, machte eine Kurskorrektur nicht leichter. "C&A ist behäbig. Während sie überlegen, ob sie eine neue Filiale eröffnen, hat es die Konkurrenz längst getan", sagt ein Branchenbeobachter. Es gebe schlicht einen Reformstau im Unternehmen, man hätte den Zug der Zeit verschlafen. "Dass sieht man auch daran, dass die C&A-Manager noch heute in dunkelblauen Anzügen und weißen Hemden herumlaufen."
Dass es Handlungsbedarf gibt, hat C&A offenbar längst erkannt. Traditionell darf im Modehaus nur in die Chefetage, wer sich in jahrelangen Traineeprogrammen von ganz unten nach oben gearbeitet hat. Bis vor ein paar Jahren war dieser Karriereweg übrigens den männlichen Brenninkmeijers vorbehalten, erst seit ein paar Jahren gibt es auch Frauen in der Führungsetage. Und seit Mitte 2017 erstmals einen externen Quereinsteiger. Mit August übernahm der ehemalige Rewe-Chef Alain Caparros im Düsseldorfer Modehaus die Europa-Agenden. Offenbar hat er der Familie schnell klargemacht, dass sie der Konkurrenz mehr hinterherhinken als bisher gedacht, mutmaßen Branchenkenner.
Wo C&A (der Name steht übrigens für die Gründungsväter Clemens und August) früher allein auf weiter Flur war, drängen sich heute Ketten wie Takko, Kik oder Primark. Sie werfen massenweise Billigware auf den Markt. Nebeneffekt: Wer dort zwei billige T-Shirts kauft, braucht keines der mittleren Preisklasse mehr.
Damit sinkt der Gesamtumsatz der Branche und die Flächenproduktivität. Haben die Österreicher in den 1970er-Jahren noch um die 25 Prozent ihres Einkommens für Kleidung ausgegeben, sind es jetzt keine fünf Prozent mehr. In der ganzen westlichen Welt wird das Geld neuerdings lieber für etwas anderes ausgegeben. Smartphones und Urlaubsreisen sind die neuen Statussymbole, klagen viele Modehändler.
Aus Märkten wie England, wo C&A zu Spitzenzeiten mit mehr als hundert Läden vertreten war, hat sich der Konzern längst zurückgezogen. Zu übermächtig war die Konkurrenz von Marken wie Primark oder H&M.
Apropos H&M: Auch beim schwedischen Moderiesen sind die Glanzzeiten vorbei. Die Umsatzkurve zeigt talwärts, das Unternehmen wirft nicht mehr so viel Profit ab, der Aktienkurs ist eingebrochen. Alles in allem keine guten Nachrichten für die Familie Persson, die nach wie vor 40 Prozent der Unternehmensanteile hält.
Zudem ist den Schweden die jüngste Werbekampagne völlig missglückt. In ihr wird ein dunkelhäutiger Junge im grünen Pulli mit der Aufschrift "Coolest Monkey in the Jungle" gezeigt. Das brachte dem Unternehmen Rassismusvorwürfe und Verwüstungen von H&M-Geschäften in Südafrika ein. Vorübergehend hat der Konzern seine südafrikanischen Filialen aus Sicherheitsgründen sogar geschlossen. Ein Beispiel dafür, dass auch gestandene Textilriesen schnell ins Wanken gebracht werden können. Das Unternehmen zog das Werbebild vergangene Woche zurück und entschuldigte sich dafür.