Der erfolgreiche Einsatz von neuen Technologien wie "künstlicher Intelligenz" (KI) könnte in Österreich das Wirtschaftswachstum kräftig ankurbeln, geht aus einer Studie des Technologieberatershervor. Bis 2035 sei sogar eine Verdoppelung des jährlichen BIP-Wachstums möglich. "Das ist möglich, weil Routine-Prozesse in der Fertigung und im Büro mithilfe von KI deutlich effizienter zu bewältigen sind", erläutert Michael Zettel, Österreich-Geschäftsführer von Accenture. Für Unternehmen sei dadurch ein Produktivitätsanstieg von 30 Prozent möglich.
Künstliche Intelligenz , also der Versuch, menschliche Wahrnehmung und menschliches Handeln durch Maschinen bzw. Software nachzubilden, wird in vielen Branchen immer wichtiger. Die Palette reicht von digitalen Sprachassistenten oder Kundenberatern bis zum intelligenten Kühlschrank oder autonomen Fahren. Österreichs Top-100-Unternehmen gehören nicht zu den Vorreitern beim Thema KI, so die Studie, sie kommen fast ausschließlich aus einer wachstumsschwachen "Old Economy". Die Umsätze sind daher in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, gleichzeitig konnte die Profitabilität aber gesteigert werden. "Österreichs Konzerne halten an dem fest, was sie haben, sie bewahren und optimieren. Die Welt der Digitalisierung ist aber keine Welt des Bewahrens. Sie ist eine des Probierens", sagt Zettel. Global gesehen kämen 9 der 13 wachstumsstärksten Konzerne aus der New Economy.
Mit einem großen Verdrängungskampf Mensch gegen Maschine rechnet Accenture nicht. Es wird sich aber die Art der Arbeit verändern; Kognitive und manuelle Routinearbeiten werden weniger, menschliche Kern-Kompetentezn wie Kreativität oder emotionale Intelligenz an Bedeutung gewinnen. "Lebenslanges Lernen wird vom Nice-to-have zum Must-have", so Zettel.
Der Berater-Hype rund um Künstliche Intelligenz ruft aber auch Kritiker auf den Plan. Die Analysten von Gartner nehmen in ihrem kürzlich erschienenen Bericht 15 Mythen rund um KI unter die Lupe und warnen Firmenchefs vor Marketing-Geschwätz. Oft werde von IT-Anbietern bzw. beratern gar nicht einmal definiert, was sie unter "Künstlicher Intelligenz" genau verstehen. Die eine "Künstliche Intelligenz" gebe es nämlich gar nicht, es handle sich vielmehr um ein Bündel aus verschiedenen Technologien. Vieles davon sei gar nicht so neu, Maschinen würden immer nur das Ziel verfolgen, das ihnen Menschen einprogrammiert haben.
Eine eigene KI-Strategie im Unternehmen sei nicht immer erforderlich. Für viele Firmen sei es sogar besser, von den Best Pratices anderer zu lernen und vorerst abzuwarten, bevor sie riskante Investitionen tätigen. Die Gartner-Analysten bezweifeln zwar nicht, dass KI die Arbeits- und Alltagswelt verändern wird, räumen aber ein, dass der Hype rund um KI zwangsläufig auch zu Desillusionierungen und Enttäuschungen führen werde.