Der heutige "Dieselgipfel" im Verkehrsministerium hat wenig Überraschendes gebracht: 600.000 Dieselautos erhalten ein Software-Update, eine Hardware-Erneuerung kommt nicht. Zusätzlich soll es eine Prämie von den Herstellern für den Umstieg auf einen emissionsärmeren Diesel geben. Wie hoch diese ist, hängt von jedem einzelnen Hersteller ab.
Die Hersteller wiederum garantieren, dass es durch das Software-Update zu keinen Nachteilen bei der Gewährleistung kommt. Wie diese Garantie aussehen soll, ist aber noch offen. Allerdings drängt die Zeit ohnehin nicht, denn laut Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure, dauert es ein halbes Jahr bis die Software fertig ist. Die Updates werden daher erst im Frühjahr 2018 anlaufen.
Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) sprach nach dem Gipfel davon, dass das Ergebnis gegenüber der deutschen Einigung "aufgefettet" wurde. Dass die Prämie der Hersteller die Kundenrabatte auffressen könnte, verneinte Kerle.
Vor dem heutigen Dieselgipfel mit Verkehrsminister Jörg Leichtfried und den Vertretern der Autoindustrie legt der Öamtc in der Debatte um die Zukunft der Verbrennungsmotoren noch eins drauf. Wie ein gemeinsam mit dem deutschen ADAC und dem Schweizer Autoklub TCS durchgeführter Test zeigt, gab es bei sieben Autos der Volkswagen-Gruppe nach dem Software-Update teilweise einen höheren Stickoxid-Ausstoß (NOx) als zuvor. "Wir waren auch überrascht", sagt dazu Friedrich Eppel, stellvertretender Technik-Leiter beim Öamtc. Auch seitens VW gab es zunächst keine Erklärung für diese Ergebnisse.
Besonders auffällig erwies sich der VW Tiguan, der bei allen Prüfmodi deutlich mehr emittierte. Fragt sich also, wozu überhaupt das Update? "Die Fahrzeuge erfüllen die Typengenehmigung", sagt Eppel und der Test sei nicht repräsentativ gewesen. Er fügt aber hinzu: "Man kann auch bei den Software-Updates noch an Schrauben drehen." Noch effektiver wären jedoch zusätzliche Hardware-Updates. Das hat auch der Test bei zwei VW Golf-Fahrzeugen gezeigt.
"Die Aussage, dass eine Hardware-Umrüstung nichts taugt, ist unrichtig", sagt Bernhard Wiesinger, Leiter des Öamtc-Konsumentenschutz. "Daher kann diese Maßnahme beim Dieselgipfel nicht vom Tisch sein." Er fordert wie Leichtfried, dass "gemacht wird, was technisch möglich ist". Generell ist eine Hardware-Umrüstung nur für die beiden jüngsten Abgasnormen Euro 5 und 6 (ab ca. 2011) machbar. Und dies auch nur bei größeren Fahrzeugen. Die Kosten, die Wiesinger mit rund 1500 Euro (exklusive Einbau) beziffert, müssten die Hersteller tragen.
Immerhin ein gutes Ergebnis zeigten die Tests auch: Der Spritverbrauch hat sich kaum verändert, in einigen Fällen ging er sogar leicht zurück. "Erst ab einer Auswirkung von zehn Prozent könnte der Fahrzeugbesitzer an eine Schadenersatzklage denken", so Wiesinger.
Die Autofahrer sind jedenfalls durch die anhaltenden Debatten stark verunsichert. Das zeigt auch eine Integral-Umfrage im Auftrag des Öamtc unter 800 Österreichern. Zwei Drittel halten die Diskussion zu dem Thema für übertrieben. 27 Prozent sind verunsichert, wovon die Hälfte den Herstellern nicht mehr traut. 43 Prozent sorgen sich um die Umwelt, je 42 Prozent befürchten Fahrverbote und geringere Wiederverkaufswerte. Ein Viertel würde sich kein neues Dieselfahrzeug mehr kaufen.
Den Vorschlag Leichtfrieds, ab 2030 keine Kfz mit Verbrennungsmotor mehr neu zuzulassen, halten 68 Prozent für unrealistisch. Davon können sich jedoch wiederum zwei Drittel einen späteren Zeitpunkt vorstellen. Drei Viertel bevorzugen strengere Abgaswerte.
58 Prozent wollen ihre bereits bestehenden Fahrzeuge nutzen, so lange die Pkw fahren und darüber hinaus es auch verkaufen dürfen. 21 Prozent sprechen sich gegen einen Wiederverkauf aus. "Uneingeschränkte Nutzung und Verkauf eines Pkw bis zum Ende seiner Lebensdauer müssen außer Streit gestellt werden", sagt Wiesinger. Ansonsten drohe Konsumenten eine Wertvernichtung in Milliardenhöhe.
Ein Drittel aller Diesel-Pkw fällt in die Abgasnormen Euro 0 bis 3. Sie sind für die Hälfte des NOx-Ausstoßes und für 95 Prozent des Pkw-Feinstaubs verantwortlich. Für diese sollte es eine Verschrottungsprämie geben, fordert Wiesinger.