Der 12. September des Vorjahres wird Markus Stix wohl immer in Erinnerung bleiben. An diesem Tag bot er als Chef der Bundesfinanzierungsagentur der Finanzwelt die größte Anleihe der Welt mit einer Laufzeit von hundert Jahren an. Zum Novum kam auch noch Stress: Weil die Nachfrage nach dem Papier derart enorm war, musste er innerhalb einer Stunde die Genehmigungen – etwa vom damaligen Finanzminister Schelling – für die Erhöhung der Emission einholen. 3,5 Milliarden Euro waren es schließlich, die sich Österreich für hundert Jahre ausborgte, soviel wie noch nie bei einer Emission. Und das zu einer Verzinsung von 2,11 Prozent. "Diese niedrigen Zinsen kann uns keiner mehr wegnehmen", sagte Stix am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Das jetzige Zinstief wäre für die nächsten Generationen quasi eingesperrt worden.
Wer gibt sich auf eine derart lange Sicht mit so tiefen Zinsen zufrieden? Pensionsfonds, Investmentfonds oder Versicherungen aus dem In- und Ausland, die damit ihre Zinsversprechen an ihre Kundschaft decken können, so Stix. Aber auch Notenbanken als Teil ihrer Währungsreserven. Demnächst eine weitere "Hundertjährige" rauszubringen, macht für Stix keinen Sinn. Der Tilgungszeitpunkt wäre zu nahe an der vom Vorjahr. Eine Aufstockung kann er sich aber durchaus vorstellen.
Das allgemeine Zinstief und das wieder hergestellte Vertrauen in die Finanzkraft Österreichs (das etwa durch den Hypo-Skandal gelitten hatte) hat beim Schuldenmachen einen angenehmen Effekt: Noch nie waren die Schulden des Bundes von 211,2 Milliarden Euro per Jahreswechsel so niedrig verzinst. Durch die Verlängerung der Restlaufzeiten der Anleihen sank die Effektivverzinsung von 2,68 auf 2,47 Prozent.
Sparbuchsparer und Anleihenkäufer leiden unter den tiefen Zinsen. Als Steuerzahler profitieren sie allerdings. Im Vergleich zum Zinsniveau vor der Finanzkrise erspare sich Österreich seither und in den kommenden Jahren in Summe 60 Milliarden Euro an Zinsen, kalkuliert Stix.
So tief werden die Zinsen nicht bleiben. Mit Jahreswechsel hat die Europäische Zentralbank ihr Anleihen-Kaufprogramm von 60 auf 30 Milliarden Euro pro Monat zurückgefahren. Die Leitzinsen werden zwar erst 2019 die Nulllinie verlassen, die Anleihezinsen beginnen aber schon zu klettern. Österreichische zehnjährige Anleihen sind aktuell mit rund 0,6 Prozent verzinst. Am Jahresende werden es 1,3 Prozent sein, lautet die Prognose.