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Agrana greift Rübenbauern mit Millionen unter die Arme

11-01-2018, 11:03

Agrana-Chef Johann Marihart erwartet für das Geschäftsjahr 2017/18 ein Ergebnisplus von 10 Prozent gegenüber 2016/17. In allen Segmenten werden Steigerungen erwartet, bei Frucht und Stärke sogar Rekordergebnisse. Das Zuckersegment ist indes trotz eines ebenso erwarteten Anstiegs geprägt vom Aus der EU-Zuckerquote und derzeit niedrigen Weltmarktpreisen, erläuterte Marihart im APA-Interview.

Knapp 7.000 Rübenbauern sind mit der Agrana und der Marktsituation über eine Preisformel verbunden. "Geht der Zuckerpreis hinunter, sinkt der Preis für die Rüben und umgekehrt", so Marihart. Das sei ein neues europaweites Element der Preisgestaltung für die Bauern wegen des Endes der EU-Zuckerquote. "Die Bauern partizipieren an den Preisen, wenn es nach unten geht, ist das für alle nicht erfreulich."

Da europaweit mehr geerntet wurde, es aber just in Ostösterreich wegen der Trockenheit Ernteausfällen kam, macht die Agrana rund 6 Mio. Euro locker, die an geschädigte Bauern ausgezahlt werden. "Damit sie weiter dem Rübenanbau treu bleiben", so der Agrana-Chef. Trockenheitsschäden in unterschiedlichem Ausmaß gab es bei der Ernte im Herbst bei etwa der Hälfte der Anbauflächen von insgesamt 40.000 Hektar. Wo es zu wenig Niederschlag und daher Ernteeinbußen gegeben hat, sei nach Bezirken sehr gut objektivierbar, sagte Marihart.

Wie es mittelfristig weitergehen wird, wollte Marihart nicht prognostizieren. "Die Frage ist, wie sich die Weltmarktpreise entwickeln", gab er zu bedenken. Diese seien entscheidend, ob Exporte mehr oder weniger attraktiv seien. Jedenfalls hofft der Firmenchef, dass der derzeitige Weltmarktpreis von 14 US-Cent je Pfund um zwei bis drei Cent steigt.

Das Unternehmen selbst wird laut Marihart auch einige Maßnahmen wegen der neuen Zuckermarkt-Situation umsetzen bzw. hat es damit schon begonnen. Es reiche nicht, nur auf bessere Preise zu warten. Im CEE-Raum, vor allem in Ungarn und Rumänien will Agrana mehr Zucker im Retailbereich, direkt in den Regalen, etwa kleinverpackt, absetzen. "Diese Produkte haben bessere Margen." Investiert wird in Steigerungen der Energieeffizienz und eingespart wird im Logistikbereich.

"Im Stärkebereich haben wir unsere Wachstumsprojekte", sagte Marihart. In die Verdoppelung der Weizenstärkeproduktion flossen bisher knapp 50 Mio. Euro von geplanten Gesamtinvestitionen in Höhe von 92 Mio. Euro. Die Erdäpfelverarbeitung steigt bis Herbst von 1.600 auf 2.000 Tonnen. Hierbei hofft die Agrana auf neue gute Geschäfte mit einem Faserprodukt aus Kartoffelpulpe, das für die Lebensmittelindustrie gedacht ist und helfen soll, beispielsweise Backwaren kalorienärmer herzustellen. "Hier erwarten wir uns einen guten Markt."

"Das Segment Frucht wächst wie das Segment Stärke im laufenden Geschäftsjahr auf ein All-Time-High (Allzeithoch, Anm.)", so Marihart. Hier gibt es neue Standorte in Argentinien und der indische Markt wird erschlossen. "Demnächst werden Fruchtzubereitungen für den lokalen Markt geliefert." Das zweite Asienprojekt ist der Bau einer Fruchtzubereitungsfabrik im Großraum Shanghai in China. "Der Betriebsstart ist für Herbst geplant." In einer ersten Stufe werden 17 Mio. Euro investiert, in den Folgejahren weitere 5 bis 6 Mio. Euro. "Denn wir erwarten ein entsprechendes Wachstum."

Eine Minderauslastung und damit einhergehende Mehrkosten verzeichnete die Agrana bei Äpfeln für Apfelsaft. "Heuer gab es von Polen bis Ungarn eine schlechte Apfelernte", so Marihart. Statt normalerweise 600.000 bis 700.000 Tonnen Äpfel wurden nur rund 350.000 Tonnen verarbeitet. Trostpflaster: Wenn es einen Mangel gibt, steigen die Preise für die Fruchtsaftkonzentrate.

Der Firmenchef ist insgesamt zufrieden. Schließlich hat die Agrana im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 das Vorjahresergebnis bereits nach drei Quartalen erreicht, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Das Werk in Aschach, wo es Mitte Dezember einen Chlorgasaustritt gab, ging danach umgehend wieder in Vollbetrieb. Der Unfall, ausgelöst durch einen Bedienungsfehler, passierte während eines Instandhaltungsstillstands des Werks, den es etwa dreimal jährlich gibt. Knapp 40 Personen ließen sich nach dem Vorfall untersuchen, zwei blieben über Nacht im Krankenhaus. "Niemand hat bleibende Schäden davongetragen", sagte Marihart heute. "Grundsätzlich ist Gott sei Dank alles glimpflich ausgegangen und die Rettungskette hat exzellent funktioniert." Leider seien aber trotz aller Sicherheitsvorkehrungen Unfälle möglich, so Marihart im APA-Gespräch.

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