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Partnervermitt­lung für Unternehmer

8-01-2018, 06:00

Auch wenn die Kreditklemme nicht zuletzt wegen der Geldflut der Europäischen Zentralbank gelockert wurde: Unternehmen haben nach wie vor Probleme, an Fremdkapital zu gelangen.

"Konzerne können schnell auf diverse Finanzierungstools zugreifen, dem Mittelstand bleibt aber meist nur die Hausbank", sagt Florian Koschat (Bild). "Wenn die ,Nein‘ sagt, ist das ein Problem." Der erfahrene Investmentbanker gründete vor elf Jahren Pallas Capital, eine Plattform, die Mittelstands-Firmen mit Geldgebern zusammenbringt.

Foto: /PALLAS CAPITAL

"Pallas Athene war die Schutzgöttin der Handwerker. Das ist der klassische Mittelstand. Daher leitet sich der Name für unsere Firma ab", erzählt er. Vielfach fehle es den Kunden nicht an Eigenkapital, aber die Banken würden sich u.a. wegen den strengen regulatorischen Vorschriften mit Darlehen zurückhalten. Neue Alternativen wie Crowdfunding seien nicht für jeden Betrieb geeignet.

Nachfolgersuche

Koschat und sein 20-köpfiges Team helfen Firmeneigentümern im deutschsprachigen Raum etwa bei der Suche nach Nachfolgern. "Die Kinder wollen oft nicht", so Koschat. "Wir suchen dann Menschen, die die Unternehmen nicht filetieren, sondern erhalten und weiterentwickeln." Möglich ist etwa, dass sich Finanzinvestoren gemeinsam mit dem Management beteiligen. Die Eigentümerfamilie kann weiter Anteile halten. "Wichtig ist, dass frühere Eigentümer ihr Know-how einbringen, aber zugleich frische Ideen zulassen."

Weiterer Grund für die Partnersuche über Pallas Capital ist laut Koschat, dass der Unternehmer oftmals im operativen Tagesgeschäft gebunden ist. Mit neuen Kräften, wie in Form eines Beirats, bleibe dann Zeit für Entwicklung von Strategien, neuen Produkten oder Märkten. Bei allen Investitionen sei aber für die erfolgreiche Umsetzung wichtig, dass es "auch menschlich passen muss". Derzeit gebe es viel Geld am Markt, den richtigen Partner zu finden ist aber nicht leichter geworden.

Zweites Standbein von Pallas Capital ist die Kapitalbeschaffung für Immobilienprojekte. "Der Markt boomt. Wenn Entwickler mehrere oder größere Projekte parallel abwickeln, dann gibt es oftmals Bedarf an ergänzendem Eigen- oder Mezzaninkapital", sagt Koschat. Ergänzend werden auch Transaktionen mit langfristigen Betreibern strukturiert. So betreut Pallas Capital iLive, einen deutscher Anbieter von sogenannten Mikro-Apartments, beim Markteinstieg in Österreich. Bei diesen Wohnungen handelt es sich um kleine, möblierte Apartments etwa für Studenten oder ältere Personen.

Investoren

Für beide Geschäftsbereiche sucht Pallas private und institutionelle Investoren, wie etwa Stiftungen. Über Anwälte oder Steuerberater sowie neuerdings Social Media werden diese laut Koschat vermittelt, Pallas filtere dann heraus, wer zu wem passen könnte. Unterschieden werde zwischen Anteilskäufern oder Kapitalgebern. Erstere würden je nach Höhe der Beteiligung auch eigene Manager einsetzen oder Synergien mit eigenen Unternehmen nutzen.

Im Durchschnitt vermittle Pallas 15 Deals im Jahr, der Umsatz aus Vermittlungs- und Erfolgshonoraren liege bei "deutlich mehr als 100 Millionen Euro". Ums Management im Krisenfall kümmere sich Pallas. "Geschäftsbereiche wurden schon geschlossen, aber eine Totalpleite hat es noch nicht gegeben."

Norbert Mühlburger, Gründer und Geschäftsführer des Tiroler Unternehmens Westcam, hat im Vorjahr nach 27 Jahren an der Spitze die Leitung an sein Management übergeben. Dieses soll die Expansion weiter vorantreiben. Unterstützt wird sie dabei von der Beteiligungsgesellschaft Invest AG, die von Pallas Capital mit einem wesentlichen Anteil am Unternehmen an Bord geholt wurde. Für die Transaktion verantwortlich war Koschats Vorstandskollege Helmut Kogler.

„Mit einem starken Partner ist das geplante Wachstum besser umsetzbar“, sagt Kogler. Gründer Mühlburger wird dem neuen Management vorrangig strategisch zur Verfügung stehen und sich aus dem operativen Geschäft schrittweise zurückziehen. Vor allem durch die fortschreitende Digitalisierung sei das Unternehmen, das sich unter anderem auf die Lösung technischer Prozesse und die Beratung für Automatisierungslösungen spezialisiert hat, für eine weitere Expansion prädestiniert. Seit 2005 etwa werden Anlagen für das Handling von Teilen mit komplexen Geometrien  hergestellt, wie etwa  künstliche Gebisse. Weiters wurde ein Bildverarbeitungssystem zur Erkennung von Rissen in Bauteilen  entwickelt.

Namhafte Kunden

In den vergangenen Jahren ist Westcam jährlich um zehn Prozent auf zuletzt rund 15 Millionen Euro  Umsatz gewachsen.  Das Unternehmen verfügt mit 65 Mitarbeitern über acht Niederlassungen und Repräsentanzen in Österreich und Tschechien. Zu den rund 1000 Kunden zählen unter anderen  BMW, Magna, MAN, Airbus, FACC und  Swarovski.

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