1920 gründet Rudolf Mark Senior eine Schuhösenfabrik im oberösterreichischen Spital am Phyrn. In den Achtzigerjahren steigt das Unternehmen, welches heute über seine zahlreichen Geschäftsfelder verteilt insgesamt 500 Mitarbeiter beschäftigt, in die Autoindustrie ein. Durchschnittlich befänden sich in jedem PKW unabhängig vom Hersteller circa 60 Teile aus der österreichischen Metallwarenfabrik, meint Rudolf Reitegger. Er ist technischer Leiter von "Mark Save A Life", einem Teil der Unternehmensgruppe Mark, der seit 2011 Ausrüstung für Arbeitssicherheit, Höhenrettung und Selbstrettung produziert.
Der Metallspezialist möchte buchstäblich hoch hinaus und ist sich auch nicht zu schade sein Selbstrettungssystem vor versammelter Presse einem Praxistest zu unterziehen. Er schlüpft in einen Rettungsoverall, hängt das Abseilgerät in einen in der Wohnungswand montierten Anschlagpunkt ein und verbindet das Seil mit einem Karabiner am Overall. Schon kann der Abseilvorgang beginnen, denn Vorkenntnisse oder fremde Hilfe sind dank des selbstbremsenden Geräts nicht notwendig. Mit einer Geschwindigkeit von 0,8 Meter pro Sekunde soll man so aus der Gefahrenzone gelangen.
In einem Paket werden zwei Overalls mitgeliefert. So können nach und nach mehrere Personen gerettet werden. Konzepte aus dem Klettersport und der Katastrophenrettung wurden von den Entwicklern so adaptiert, dass auch Laien sie benützen können. Das Wissen über Material und Mechanik, das man aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Metallproduktion schöpfen könne, sei in der Herstellung der einzelnen Produkte von großem Nutzen, erklärt Reitegger.
Abnehmer gibt es schon. Unter anderem wird das System von Feuerwehren in Oberösterreich verwendet, aber auch das in einem 340 Meter hohen Gebäude in Dubai befindliche Hotel Burj Khalifa lässt sich vom oberösterreichischen Spezialisten ausstatten. Vor kurzem ist die Geschäftsführung nach Teheran gereist, um dort neue Interessenten zu finden. Es gilt: Je höher die Skylinedichte, desto spannender ist das Kooperationsland.
Gemeinsam mit einer Partnerfirma in Saudi-Arabien möchte "Mark Save A Life" beim Bau des Jeddah Towers mitmischen. Das Gebäude, das 2019 fertiggestellt werden soll, ragt über 1000 Meter in die Luft. Erste Selbstrettungsversuche aus 500 Meter gab es schon.
Foto: KURIER/Michaela Bruckberger
Das Unternehmen möchte aber auch verstärkt private Kunden ansprechen und nutzt dazu die Kraft dramatischer Bilder. Rudolf Mark, Sohn des Gründers und Geschäftsführer des Unternehmens, ist überzeugt: "Mit unserem Rettungssystem hätten in London mit Sicherheit dutzende Personen gerettet werden können". Er spricht den Hochhausbrand in der britischen Hauptstadt an, bei dem im Juni über 70 Menschen ums Leben gekommen sind. Doch wenn, wie es in London der Fall war, vier Fassadenwände eines 24-geschossigen Wohnhauses in Flammen stehen, ist wohl auch die Rettungsaktion mittels Abseilen schwierig.
Das System könne andere Brandschutzmaßnahmen, insbesondere die Frühwarnung, nicht ersetzen, räumt Reitegger ein. Sind Fluchtwege versperrt oder durch Rauchgasbildung nicht nutzbar, kann das System, das je nach Seillänge und Zusatzausrüstung rund 500 Euro kostet, dennoch Leben retten. Die Installation erfolgt selbstständig – mit speziellen Schrauben, auch bei bröckelnden Altbauwänden. Wer unsicher ist, kann die Montage auch vom Profi durchführen lassen, meint Marketingchefin Martina Fuxjäger. Sie selbst habe den Anschlagpunkt am hauseigenen Balkon selbst montiert und – für den Fall der Fälle – auch schon getestet.