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Debatte um "Feierabend" für Dienst-eMails

23-12-2017, 06:00

Endlich abschalten? Selbst am Feiertag gelingt dies vielen Arbeitnehmern nicht, weil sie noch Dienstliches am Smartphone erledigen. Aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbelastung schlug Porsche-Betriebsratschef Uwe Höck kürzlich vor, dienstliche eMails nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub automatisch zu löschen und eMail-Konten zu sperren.

"Abends noch eMails vom Chef lesen und beantworten, ist unbezahlte Arbeitszeit, die den Stress erhöht – das geht gar nicht", tönte der Gewerkschafter. Das Porsche-Management zeigte sich zumindest diskussionsbereit. Beim Autobauer VW gibt es eine ähnliche Regelung bereits, allerdings werden die eMails nicht gelöscht, sondern nur zur Dienstzeit zugestellt. Und in Österreich?

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Die Gewerkschaft klagt, dass die ständige Erreichbarkeit von Beschäftigten in der Freizeit stark zunimmt. Flexible Arbeitszeitmodelle und -orte, Home Office sowie All-in-Verträge würden immer stärker die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischen. Allerdings zeigen Umfragen, dass nicht einmal 30 Prozent der Arbeitnehmer ihre Dienst-eMails in der Freizeit checken, weil es die Vorgesetzten erwarten.

Rolf Gleißner, Sozialexperte in der Wirtschaftskammer (WKO), sieht daher "überhaupt keinen Regulierungsbedarf" und appelliert an die Selbstdisziplin der Arbeitnehmer, in der Freizeit das Handy abzuschalten, um sich erholen zu können. Bezüglich eMail-Sperre stehe es jedem Unternehmen frei, mit dem Betriebsrat eigene Lösungen zu finden.

Privates im Dienst

Dem Checken von Dienst-eMails in der Freizeit müsse die private Kommunikation während der Arbeitszeit gegenüber gestellt werden, sagt Gleißner und verweist auf eine market-Umfrage im Auftrag der WKO. Demnach beträgt die durchschnittliche Dauer der privaten Kommunikation in der Arbeitszeit inklusive Facebook, WhatsApp & Co. etwa 15 Minuten täglich.

Durch diverse Social Media-Dienste werde das Ablenkungspotenzial immer attraktiver, meint Gleißner. Für dienstliche Anrufe oder eMails nach Dienstschluss werden nur zehn Minuten aufgewendet. "Die Umfrage zeigt, dass die Belastung mit beruflichen eMails relativ gering ist", so Gleißner. Das Diensthandy wird von mehr als der Hälfte aller Befragten auch privat genutzt. Und: Die Diensthandy-Nutzer sind mit dieser Praxis sehr zufrieden.

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