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Crash oder Korrektur? Bitcoins böse Weihnachtsüber­ra­schung

22-12-2017, 17:36

Die Bitcoin-Mania treibt absurde Blüten. Am Donnerstag erlebte die Aktie des Eistee-Herstellers Long Island einen sagenhaften Kurssprung von +200 Prozent. Was war passiert?

Die New Yorker Mini-Firma mit gerade fünf Millionen Dollar Umsatz hatte sich in umbenannt und angekündigt, mögliche Investments in die Bitcoin-Technologie zu prüfen. Das reichte aus, um die Anleger durchdrehen zu lassen.

Vor zehn Tagen war Ähnliches widerfahren. Das US-Fintech hatte Ziddu.com gekauft, das Mikrokredite auf Blockchain-Basis anbietet. Die Aktie schoss kurzfristig 2600 Prozent hoch. "Verrückt", fand sogar der LongFin-Chef: Mit der Firmenbilanz habe das nichts zu tun. Inzwischen wird Betrugsvorwürfen nachgegangen. Die Hysterie erinnert an die Dotcom-Blase Ende der 1990er. Damals hängten etliche Firmen einfach .com an ihren Namen dran und lösten so irrwitzige Kurssprünge aus.

Foto: /Grafik Kurz vor Weihnachten setzte es für Bitcoin-Spekulanten jedoch einen Dämpfer. Nachdem der Wert der digitalen Währung seit Jahresbeginn um fast 2000 Prozent auf 16.400 Euro zugelegt hatte, rasselte der Kurs am Freitag auf 11.000 Euro runter.

Ist das der Anfang vom Ende des Höhenflugs?

Würden Aktienkurse um ein Drittel einbrechen, wäre das der schlimmste Börsencrash aller Zeiten. Nur: Welche Maßstäbe soll man beim Bitcoin anlegen, der an "normalen" Tagen um zehn Prozent und mehr schwankt?

Es ist obendrein nicht der erste Absturz: Im September hatte der Kurs um 40 Prozent nachgegeben. Und im November 2013 war der Kurs massiv eingebrochen, kurz nachdem die 1000-Dollar-Hürde geknackt war. Es dauerte fünf Jahre bis der Absturz im Jänner 2017 aufgeholt war. Erst danach ging der virtuelle Goldrausch los.

Was sind die Gründe für den jüngsten Einbruch?

Monika Rosen, Chefanalystin der UniCredit Bank Austria, sieht die Feiertage als möglichen Grund: "Insgesamt beruhigt sich der Handel. Man geht in ein langes Wochenende und neigt vor längeren Pausen dazu, Risiko herauszunehmen." Was nur logisch ist: Wer mit der Familie beim Weihnachtsbraten sitzt, hat wohl eher wenig Lust auf aufgeregtes Bitcoin-Handeln. Wegen ihrer Schwankungsanfälligkeit seien Bitcoin und Co. unterdessen "eigentlich kein Thema für den Privatanleger", warnt Rosen. Bei Kryptowährungen gebe es zudem überhaupt keine Anhaltspunkte, was eine angemessene Bewertung wäre.

Wie schlagen sich die anderen Kryptowährungen?

Eine Erkenntnis aus dem Mini-Crash: Wenn es runtergeht, dann gleich querbeet im Krypto-Universum. Auch wer sein Spielgeld über Bitcoin-Alternativen wie Ethereum, Iota, Dash oder Ripple gestreut hat, kann nicht sicher sein, bei einem Crash ungeschoren davon zu kommen. Der deutschen Kryptowährung Iota half nicht einmal die Frohbotschaft, dass die Stadt Tokio sie als eines von acht Start-ups in ihr Inkubator-Förderprogramm aufgenommen hat. Auch Iota verlor am Freitag ein Drittel seines Wertes.

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