Österreichs Erdgasverbraucher müssen ab Jänner weniger fürs Gasnetz bezahlen. Um insgesamt 70 Millionen Euro – das sind je nach Netz-Gebiet mindestens zehn Prozent – müssen die Gasnetzbetreiber die Tarife senken, hat die Energiemarktaufsicht E-Control verordnet.
Für durchschnittliche Haushaltskunden (15.000 Kilowattstunden Jahres-Gasverbrauch) macht das eine Verbilligung von etwa 35 Euro im Jahr aus. Für Industriekunden kann die Ersparnis mehrere Zehntausend Euro betragen.
Bei der Wirtschafts- und der Arbeiterkammer stößt diese Verbilligung trotzdem auf Widerstand. "Die Reduktion ist viel zu gering", betont Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung Energiepolitik in der WKO. Die Arbeiterkammer ist der selben Meinung. Gemeinsam haben die beiden Kammern den Bescheid der Aufsicht daher angefochten. "Wir wollen das gerne dem Gericht vorlegen", sagt Schwarzer.
Kernpunkt seiner Kritik: Die Gaskunden können sich den Netzbetreiber nicht aussuchen. Dass die E-Control den Gasfirmen vor diesem Hintergrund eine Verzinsung des Eigenkapitals von 4,88 Prozent zugesteht, trifft bei den Kammern auf Unverständnis. Verglichen mit den aktuellen Sparbuchzinsen, die nahe null liegen, seien die 4,88 Prozent zu hoch, argumentieren die Energieexperten der Kammern.
Andreas Eigenbauer, Vorstand der E-Control, sieht das naturgemäß anders. Der Zinssatz, den die E-Control als Basis für die Ermittlung der Netztarife festlegt, sei deutlich niedriger als der bisherige Satz von 6,5 Prozent. Mit den Sparzinsen würde er dies nicht vergleichen. "Die Unternehmen müssen ja auch ins Gasnetz investieren, damit die Versorgung gesichert ist", betont er.
Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands Gas, Wasser, Wärme in der WKO, versteht die Aufregung der Kammern nicht. "Sie waren bei der Diskussion um die Neuermittlung der Netztarife dabei", unterstreicht er. Was Mock besonders verwundert ist, dass die WKO gegen ihre eigenen Mitgliedsunternehmen vorgehe. Denn im Gegensatz zu den Stromversorgern sind die Erdgasunternehmen in der WKO organisiert.
Außerdem würden insbesondere größere Erdgasverbraucher wie Gewerbe und Industrie von der Netztarifsenkung besonders stark profitieren, betont Mock. So sinken die Gasnetzkosten etwa für einen Industriebetrieb in Oberösterreich, der 90 Gigawattstunden im Jahr verbraucht, um gut 26 Prozent oder 30.000 Euro im nächsten Jahr. In Tirol, wo die Gasnetzkosten österreichweit mit Abstand am höchsten sind, liegt die Ersparnis großer Unternehmen bei rund 90.000 Euro. Kräftig fällt die Verbilligung auch in Niederösterreich aus (minus 24,7 Prozent).
Billiger werden soll auch das Stromnetz im kommenden Jahr. Dort allerdings sind die Reduktionen kleiner. Für die meisten heimischen Haushalte werden sie ein paar wenige Euro im Jahr ausmachen.
Der Chef des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV, Rainer Seele, liebt es, Neugier zu wecken. "Im März präsentieren wir unsere neue Strategie", kündigte er am Mittwoch vor Journalisten an. Bis dahin aber heißt es: warten auf die Inhalte.
Nur so viel verriet er: "Die OMV soll stärker wachsen und internationaler werden. Der erste große Schritt nach Russland, der durch die kürzlich erworbene Beteiligung am Gasfeld Yushno Russkoye gesetzt wurde, kann als Beispiel für den Internationalisierungs-Weg gesehen werden. Die 100.000 Fass pro Tag, die die OMV dort fördert, werden zur Hälfte in Russland verkauft. Die OMV will ihre Produkte künftig also verstärkt im Ausland verkaufen.
Foto: REUTERS/HEINZ-PETER BADER Gas könne ein Unternehmen wie die OMV in Zukunft gar nicht genug haben, meint Seele. Daher stehe er auch zu 100 Prozent hinter dem Projekt der Pipeline Nord Stream II. "Wer immer sagt, Europa braucht dieses Gas, das von Russland über Nord Stream II kommt, nicht, soll zur OMV kommen. Wir kaufen es", unterstrich Seele. Die europäische Eigenproduktion von Gas werde in den nächsten Jahren deutlich sinken, daher seien Importe – von wo auch immer – dringend nötig. "Je mehr Gas wir haben, desto mehr Wettbewerb und desto besser für unsere Kunden", gibt sich Seele überzeugt. Zusätzliches Gas könnte auch aus Rumänien kommen, wo die OMV gemeinsam mit ExxonMobil Erdgas im Schwarzen Meer entdeckt hat.
Neben Russland-Gas kauft die OMV künftig auch Flüssiggas von Katar. Dazu wurde am Mittwoch ein Vertrag mit der staatlichen Qatargas abgeschlossen, der den Bezug von bis zu 1,1 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr über fünf Jahre sichert. Die OMV kann damit ihre Kapazitäten am Hafen Rotterdam besser auslasten.
Zweiter Kernpunkt der neuen Strategie dürfte "die Veredelung von Öl" sein. Gemeint ist damit, Erdöl weniger für die Erzeugung von Treibstoffen zu verwenden, sondern in der Kunststoffproduktion einzusetzen.
Die 36 Prozent-Beteiligung der OMV am Kunststoffkonzern Borealis (mit Werken unter anderem in Schwechat und Linz) gilt damit weiterhin als strategisch bedeutsam. Und mit OMV-Partner Abu Dhabi denkt Seele an einen Ausbau der Kunststoff-Schiene.