Ein Vulkanausbruch auf Bali, ein Hurrikan, der über die Karibik fegt, eine Air Berlin, die pleite ist, und das Tochterunternehmen NIKI, das schon im Frühjahr seine Flotte in Österreich von 19 auf fünf Flieger reduziert hat: "Für die Reiseveranstalter war der Sommer 2017 trotz all dem ein gutes Jahr", sagt Josef Peterleithner, Präsident der Österreichischen Reiseverbandes (ÖRV).
Das liegt vielleicht ausgerechnet an den Krisen, die Reiseveranstaltern zusätzliche Kundschaft brachten. Schlicht, weil im Fall des Falles das Reisebüro die Organisation der Heimreise übernimmt. Dass es im kommenden Sommer infolge der Turbulenzen am Flughimmel zu wenige Pauschalreisen geben wird, glaubt Peterleithner nicht. "Die wenigsten Veranstalter haben sich darauf verlassen, dass es NIKI 2018 noch in seiner alten Form geben wird." Sprich: Es wurden keine Verträge mehr abgeschlossen.
Die Österreicher zieht es offenbar wieder in die zuletzt verschmähten Clubs in der Türkei, in Ägypten und Tunesien. "Wir sehen da Zuwächse von bis zu hundert Prozent", sagt Peterleithner. Allerdings auf einem niedrigen Niveau. Die Rede ist von gerade einmal 5000 Buchungen pro Destination. Verglichen mit der Zahl der Urlaubsreisen, die die Österreicher unternehmen, verschwindend wenig.
Im vorigen Sommer haben die Österreicher mehr als sechs Millionen Reisen unternommen, geht aus den Zahlen der Statistik Austria hervor. Sechs von zehn Österreichern fahren zumindest einmal im Jahr für mindestens vier Nächte auf Urlaub – das sind in etwa doppelt so viele wie noch im Jahr 1969.
"Italien hat zwar an Anteilen verloren, ist aber nach wie vor das beliebteste Auslandsreiseziel", weiß Peter Laimer, Tourismusexperte von der Statistik Austria. An zweiter Stelle folgt Kroatien, das gemessen an den Nächtigungen österreichischer Urlauber mit Italien schon fast gleichauf liegt. Noch vor Deutschland an dritter Stelle steht Griechenland, das derzeit um bis zu 50 Prozent stärker gefragt ist als im Vorjahr.
Aber wer bucht jetzt schon den nächsten Sommerurlaub? Laut Branchenkennern immer mehr, da viele zuletzt Urlaub auf Balkonien gemacht haben. Schlicht, weil die Flüge und Quartiere in Spanien oder Griechenland hoffnungslos überbucht waren, nachdem ehemalige Türkei-Urlauber dorthin drängten. "Derzeit haben wir für nächsten Sommer zehn bis 15 Prozent der Buchungen im Kasten", sagt Peterleithner. Das sei ausreichend, um zu wissen, wohin der Trend geht – vorausgesetzt es gibt keine Katastrophen. Bei Kreuzfahrten, die verstärkt von Familien und ehemaligen Club-Urlaubern gebucht werden, sind sogar 70 bis 80 Prozent schon fixiert. Rückläufig sind übrigens Fernreisen, allen voran das zuletzt gehypte Kuba. Auch in die USA und auf die Malediven zieht es zurzeit weniger Österreicher, so Peterleithner.
Auch wenn wieder mehr Menschen ins Reisebüro gehen, nimmt der Großteil der Österreicher die Planung nach wie vor selbst in die Hand. Laut Peter Laimer organisieren sechs von zehn Österreichern ihre Auslandsreise selbst. Rechnet man die Österreich-Urlauber hinzu, kommt man auf eine Quote von 70 Prozent. Am beliebtesten ist nach wie vor der Strandurlaub. Und die Anreise im eigenen Pkw (zwei Drittel der Urlaubsreisen).