Die dauerhafte Finanzierbarkeit des Pensionssystems ist umstritten. Die neoliberale Denkfabrik Agenda Austria etwa bekrittelt, dass immer mehr Steuergelder zu den Pensionen zugeschossen werden müssten. In Summe waren das im Vorjahr 21,6 Mrd. Euro oder 42,4 Prozent der jährlichen Pensionsleistungen aller Versicherungen. Allerdings: Im Jahr 1980 waren es mit 41,4 Prozent fast schon genau so viel. "Es stimmt nicht, dass das System an die Wand fährt", sagt dazu Manfred Anderle, Obmann der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), im KURIER-Gespräch.
Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betragen die Zuschüsse des Bundes sechs Prozent, wovon die Hälfte auf pensionierte Beamte und deren anspruchsberechtigte Angehörige zurückzuführen ist (siehe Grafik). Laut EU-Ageing-Report erhöht sich der BIP-Anteil bis 2060 um 0,33 Prozentpunkte, wobei sich der Anteil der Beamten stark reduziert, da die Gesamtmenge abnimmt. Insgesamt zahlt die PVA an rund zwei Mio. Menschen eine Pension, die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA) an weitere 800.000.
Anderle spricht sich daher gegen weitere Pensionsreformen aus. Schon jetzt müssten die Menschen infolge der letzten Reform in der Ära Schüssel "länger arbeiten und erhalten weniger", sagt der Gewerkschafter. Zudem trage der Staat Verantwortung für die Pensionen. "Die Menschen haben ja jahrelang eingezahlt."
Eher wenig hält Anderle von privater finanzieller Vorsorge. "Die Anbieter wollen Lebensversicherungen verkaufen und verunsichern absichtlich die Bevölkerung." Umgekehrt habe die Finanzkrise und ihre Folgen gezeigt, dass private Vorsorge risikobehafteter sei und kaum Ertrag bringe. Besser wäre es, sich freiwillig höher bei der PVA zu versichern. Wenn etwa ein heute 45-jähriger die nächsten 20 Jahre monatlich um 100 Euro mehr einzahlt, erhält er ab Pensionseintritt 147 Euro im Monat mehr. Nach bereits elf Jahren und sieben Monaten habe sich die Einzahlung amortisiert – freilich nur, wenn er bis dahin noch lebt. Laut Anderle nutzen nur rund 1500 Versicherte im Jahr diese Möglichkeit.
Vom Zusammenlegen der Versicherungsanstalten hält Anderle nichts. "Es stimmt nicht, dass hier Milliarden zu holen sind. Unsere Verwaltungskosten machen nur 0,97 Prozent der Beiträge aus. Das schafft kein Privater."
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