Bis vor kurzem hatten Österreichs Energieversorger die Vorzüge der digitalen Stromzähler, Smart Meter genannt, hoch gepriesen: Die Kunden könnten jederzeit ihren Stromverbrauch überprüfen und damit leichter Energie einsparen. Jetzt, kurz vor dem großflächigen Austausch der alten Zähler durch Smart Meter, steht ein anderes Thema im Fokus: Die Datensicherheit.
Smart Meter liefern nämlich im 15-Minuten-Takt detaillierte Stromverbrauchsdaten an die Energieversorger. Diese können aus den Daten auf vieles schließen: Wann ist der Kunde zu Hause, wie viele Geräte schaltet er dann ein oder wann lädt er sein E-Auto auf. Mit all diesen Daten wollen die Stromlieferanten den Einsatz ihrer Kraftwerke und das Netz exakter und damit kostengünstiger steuern.
Die Daten sind auch für andere interessant: Hacker könnten sie absaugen oder mit Cyber-Attacken ganze Stadt- oder Landesteile von der Versorgung abschneiden.
Der niederösterreichische Energieversorger EVN geht daher auf Nummer sicher. Zwar hat er schon vor zwei Jahren die Lieferanten für die Smart Meter per Ausschreibung ausgewählt, der Einbau bei den Kunden wird aber auf Herbst 2018 verschoben. "Die Software erfüllt noch nicht alle Sicherheitskriterien", betont EVN-Chef Stefan Szyszkowitz.
Die Wiener Netze wollen Mitte 2018 mit dem Tausch der alten Zähler gegen Smart Meter beginnen. "Wir haben erst im Sommer die Lieferanten für die digitalen Zähler ausgewählt. Der Auswahlprozess hat so lange gedauert, weil zuvor alle Sicherheits-Bedenken ausgeräumt wurden", betont Nicole Kassar, Sprecherin der Wiener Netze.
Das Wirtschaftsministerium hat die Sorgen der Stromversorger erhört und dürfte die Verordnung, die vorschrieb, den Austausch von 95 Prozent der Zähler bis Ende 2018 durchzuführen, lockern. Ein neuer Entwurf dieser Verordnung sieht vor, dass die Frist bis 2020 erstreckt wird. Und dann müssen auch nicht 95, sondern nur 80 Prozent der Stromzähler "smart" sein.
Stromkunden, die keinen digitalen Zähler wollen, können dies verweigern. In Wien können sie sich aber nur gegen das regelmäßige Ablesen aussprechen. Ihre Daten werden dann nur ein Mal im Jahr an den Netzbetreiber geliefert. In Niederösterreich können die Kunden den Austausch des Zählers grundsätzlich ablehnen. Wenn der alte Zähler aber kaputt wird, muss der Kunde den neuen selbst bezahlen. Der bevorstehende groß angelegte Zählertausch hingegen ist gratis. Die Kosten werden jedoch auf die Netztarife österreichweit aufgeteilt.
Für die Aktionäre hat die EVN eine positive Nachricht: Die Dividende für 2016/17 wird von 42 auf 44 Cent plus drei Cent Bonus erhöht. Basis dafür ist ein kräftig gestiegenes Konzernergebnis, das im Jahresabstand um 60.4 Prozent auf 251 Millionen Euro zulegte. Darin sind jedoch einige Sondereffekte enthalten: So hat die Einigung der EVN mit der staatlichen bulgarischen Stromgesellschaft NEK über Okostromzuschläge einen Einmal-Ertrag gebracht. EVN-Chef Szyszkowitz geht daher davon aus, dass das Ergebnis im kommenden Geschäftsjahr wieder auf den Schnitt vergangener Jahre zurückgeht.