Der letzte Satz in meiner Kolumne vor zwei Wochen hat einige Leser und Leserinnen im Alter 50+ neugierig gemacht. In Beantwortung des Leserinnenmails einer arbeitslosen Dame, die angeboten hatte, Kindern in Schulen helfen zu wollen, aber skeptisch hinzugefügt hatte, dass daraus "wohl nichts werden" würde, meinte ich sinngemäß an dieser Stelle: Doch, doch, gnädige Frau, kann sehr gut sein, dass daraus etwas wird!
Österreich erlebt nämlich gerade einen gleichermaßen merkwürdigen wie dramatischen Lehrerinnen- und vor allem Lehrerinnenplanpostenschwund. In Wien schreit der Bildungsstadtrat angesichts dieses Notstands nur deswegen nicht Alarm, weil Alarm zu schreien auch nichts nutzen würde. Zähneknirschend stopft man, so gut man kann, die größten Löcher.
Letzter Coup: In inklusiven Schulen und Integrationsklassen an Volks- und Mittelschulen sollen 150 Langzeitarbeitslose als Hilfspersonal eingesetzt werden. Daumen hoch für die Idee, der Startknopf für die ersten Bewerbungsgespräche ist gedrückt... Eine andere Ressource ist "Teach for Austria", eine Bildungsinitiative, die Akademikerinnen verschiedener Fächer (aber ohne Lehramt) aussiebt, in Intensivkurse schickt und mit befristeten Lehrer-Verträgen ausstattet. Überraschenderweise mit viel Erfolg. TfA-"LehrerInnen" erreichen inzwischen 5000 Schüler – so zufriedenstellend, dass Wien jetzt weitere 30 Planposten an Nicht-Lehrer vergeben möchte.
Da fragt sich natürlich, warum studiert eine dann noch ein Lehramt (für Volksschule künftig sieben Jahre)? Ehrlich, Kolleginnen, meine Antwort darauf wollen Sie gar nicht wissen, weil, für einstürzende Weltbilder will ich jetzt auch nicht verantwortlich sein. Wie meinte in der Wochenzeitung Furche der Physiker und unkonventionelle Denker Prof. Herbert Pietschmann in einem seiner leider seltenen Interviews: "Um Erfolg zu haben, muss ein Lehrer oder eine Lehrerin die Schüler einfach gern haben. Es ist eine Frage der Liebe, nicht des Intellekts." Richtig, Herr Professor, und ich füge hinzu: Und wie man sieht, offenbar auch keine einer langjährigen pädagogischen Ausbildung. Ob leider oder zum Glück? Hm...