Wien–Prag–Wien. "Reisen ist immer etwas nervig", sagt der tschechische Unternehmer Radim Jančura. Ob mit der Bahn oder mit dem Flugzeug, man müsse oft lange warten. Dabei lasse sehr oft das Service und die Qualität der Versorgung mit Speisen und Getränken zu wünschen übrig. Jančura will das zumindest in seinem Einflussbereich ändern. Der Tscheche betreibt von Prag und Brünn aus nicht nur 200 Fernbusse, sondern mit seiner Firma RegioJet auch 13 Bahngarnituren mit 160 Waggons.
Ab 10. Dezember rollen diese RegioJets, deren aufgemöbelte Waggons aus dem Railjet-Fundus der ÖBB gekauft wurden, vier Mal am Tag von Wien nach Prag und genauso oft zurück. Planziel ist eine Million Passagiere pro Jahr. Damit das Reisen nicht gar so nervt, schenkt Jančuras Personal - in Anlehnung an Flugbegleiter - kostenlos Illy-Kaffee, Tee und Wasser aus. Ein schnelles WLAN-Netz und ein Filmangebot über Monitore soll die Reisezeit von rund vier Stunden schneller verstreichen lassen.
Mit einem Basis-Ticketpreis von 15 Euro will Jančura vor allem die Sparschienen-Tickets (19 Euro) der ÖBB angreifen. Außerdem kann man bei RegioJet Tickets auch noch 15 Minuten vor Abfahrt kostenlos online stornieren. Bei Zugsverspätungen entschädigt RegioJet seine Kunden – automatisch. So werden 50 Prozent des Ticketpreises auf der Kreditkarte gutgeschrieben oder ausbezahlt.
"Ich liebe die ÖBB und die Deutsche Bahn", sagt der Tscheche. "Sie machen im Regionalverkehr einen fantastischen Job, aber im überregionalen Verkehr sind sie zu teuer." Nachsatz: "Die ÖBB werden uns folgen und ihre Strategie ändern müssen. Die Tickets werden dann billiger werden."
Das klingt nach einer unternehmerischen Kampfansage. Den bahnbetrieblichen Part von RegioJet in Österreich übernimmt die steirische Graz-Köflacher-Bahn (GKB). Die GKB ist rechtlich zwar eine Privatbahn, aber gehört zu 100 Prozent der Republik Österreich. Jančura: "DieBahn ist nicht so schlecht."