Auf Österreichs markenunabhängige Kfz-Werkstätten und die Pannendienste könnten schwere Zeiten zukommen. Sie befürchten, dass sie künftig von wichtigen digitalen Fahrzeugdaten und Fehlermeldungen abgeschnitten werden. "Die Autohersteller fahren die notwendigsten Daten, die über den On-Board-Diagnose-Zugang (OBD) laufen, auf ein Minimum herunter. Der Rest der Informationen läuft nur noch per SIM-Karte und über Funk an den Hersteller", warnt ÖAMTC-Chef Bernhard Wiesinger im Gespräch mit dem KURIER.
"Künftig werden neuere Fehlercodes über den On-Board-Diagnose-Stecker nicht mehr erfasst." Nachsatz: "Wenn wir diese Informationen nicht mehr erhalten, können wir nur noch sehr eingeschränkte Pannendienste leisten."
Laut der EU-Regelung mit der sperrigen Bezeichnung "Typgenehmigung-Rahmenrichtlinie", die derzeit novelliert wird, muss vor allem den Werkstätten ein uneingeschränkter Zugang zu den Kfz-Daten gewährt werden.
Diese Informationen werden von Mechanikern mit speziellen Prüfgeräten, die an den OBD-Stecker auf der Fahrerseite angeschlossen werden, ausgelesen. Fehlermeldungen werden in der Regel gelöscht und die Mängel behoben.
Laut Wiesinger schränken aber heute schon einzelne Autobauer den OBD-Zugang ein. Beim Modell Fiat 500 können die Daten laut ÖAMTC zwar gelesen, aber die Fehlermeldungen nicht mehr gelöscht werden. Fiat stelle die dafür notwendigen Codes nicht zur Verfügung.
Auch andere Hersteller sollen den Datenzugang blockieren. Bei einzelnen Fahrzeugen können Diagnosen während Testfahrten über den OBD-Zugang nicht mehr erstellt werden. In Zukunft sollen die Daten über SIM-Karten und Funk an die Hersteller übertragen werden. Oder anders gesagt: Die Hersteller programmieren die Fahrzeug-Software so, dass nur noch sie Zugang zu den Daten haben. Das wird von der Industrie bestritten.
"Der Autofahrer kann dann mit seinem Fahrzeug nicht mehr in die Werkstätte seiner Wahl fahren", sagt Ersatzteil-Händler Walter Birner. Der Halter werde gezwungen, die Werkstatt des Herstellers zwecks Service und Reparaturen aufzusuchen. Birner befürchtet auch eine Einschränkung beim Handel mit Kfz-Teilen.
"Es besteht die Gefahr einer Monopolisierung", sagt Wolfgang Dytrich vom Wiener Landesgremium des Fahrzeughandels. "Dadurch könnten 2000 unabhängige Werkstätten in Österreich in ihrer Existenz gefährdet werden." Aber selbst Marken-Werkstätten benötigen einen Zugang zu digitalen Daten von Fahrzeugen fremder Marken. Denn beim Neuwagenkauf werden meist Altfahrzeuge in Zahlung genommen. Bevor diese gebrauchten Autos weiterverkauft werden, müssen sie auf Mängel geprüft werden.
ÖAMTC-Chef Wiesinger: "Unserer Meinung nach sollten Dritte Zugang zu den Kfz-Daten haben, wenn der Fahrzeughalter das wünscht."