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Der Fluch der späten Geburt

29-11-2017, 06:14

Kate und Pippa Middleton, Michael und Ralf Schumacher, Georg und Joseph Ratzinger (Papst Benedikt). Sie haben eines gemeinsam: Die Jüngeren stehen alle im Schatten ihrer älteren Geschwister. Das ist kein Zufall, besagt eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel.

Max-Planck-Institut

Erstgeborene Kinder wählen für ihre Ausbildung häufiger angesehenere Fächer wie Medizin oder Ingenieurwesen als ihre jüngeren Geschwister, fanden die Bevölkerungsforscher Kieron Barclay und Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung zusammen mit Martin Hällsten von der Universität Stockholm heraus. In Folge verdienen die Stammhalter auch mehr als ihre jüngeren Geschwister. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Eltern mehr in ihre zuerst geborenen Kinder investieren als in die folgenden", sagt Forscher Kieron Barclay.

Erstgeborene wählen prestigeträchtigere Ausbildungen

Die Forscher fanden heraus, dass die Wahl des Studienfachs einen großen Einfluss auf die langfristigen Einkommensunterschiede unter den Geschwistern ausmacht. Dabei unterscheide sich nicht nur das erste Kind von den jüngeren Geschwistern, sondern mit dem Rang in der Geburtenreihenfolge nehme das Investment der Eltern ab. "Die Wahrscheinlichkeit für ein zweites Kind, Medizin zu studieren, ist um 27 Prozent kleiner als für das erste Kind. Die Wahrscheinlichkeit zweiter Kinder, Kunst, Journalismus oder Lehramt zu studieren, ist um 27 Prozent höher ist als des älteren Bruders oder der älteren Schwester.

Aufmerksamkeit der Eltern schwindet bei Zweitgeborenen

Dass die Geschwister unterschiedliche Ausbildungswege wählen, liegt nicht nur daran, dass erste Kinder bessere Noten in der Schule haben, so Kieron Barclay. "Die häusliche Umgebung scheint die Einstellungen und Vorlieben der Kinder jenseits der schulischen Begabung zu prägen", sagt Barclay. Warum die Vorlieben der Geschwister so verschieden sind, wenn es um die Ausbildung geht, haben die Rostocker Forscher in ihrer Studie nicht untersucht. Eine entscheidende Rolle scheint allerdings die Fürsorge der Eltern zu spielen. "Zuerstgeborene profitieren exklusiv von der vollen Aufmerksamkeit der Eltern, so lange sie noch das einzige Kind sind", sagt Mikko Myrskylä, Direktor am Rostocker Max-Planck-Institut. "Das gibt ihnen schon früh einen Vorsprung." Für die Untersuchung wurden Daten von 146.000 schwedischen Studenten ausgewertet.

Zweitgeborene machen sich öfter selbstständig

Die gute Nachricht für jüngere Geschwister: Sie lehnen sich häufig gegen die Eltern und die älteren Geschwister auf, sind rebellischer und riskieren dadurch auch mehr. Das wirkt sich in den Berufswahl aus. Die Folge ist, dass sie häufiger den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Francis Greene von der University of Birmingham und Kollege Liang Han, die Daten zu mehr als 6000 Briten, die 1970 geboren wurden und im Alter von 38 Jahren zu ihrem Beruf befragt wurden, aus. Die Wahrscheinlichkeit, eine selbstständige Tätigkeit aufzunehmen, war bei den Nesthäkchen um 50 Prozent höher als bei den älteren Geschwistern.

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